Gen-kon­ta­mi­nier­ter Mais in 7 Bun­des­län­dern aus­ge­sät

Link­szei­tung vom 06.06.2010

Nie­der­sach­sens Gen-Skan­dal wei­tet sich aus

Gen-Mais Han­no­ver (LiZ). Trotz Anbau-Ver­bot und Hin­wei­sen von Green­peace ist gen-kon­ta­mi­nier­ter Mais nicht nur in Nie­der­sach­sen (wir berich­te­ten am 7. Mai), son­dern in ins­ge­samt sie­ben Bun­des­län­dern aus­ge­sät wor­den. Dem­nach wächst auf bis zu 300 Hekt­ar die kon­ta­mi­nier­te Mais-Sor­te Hi-Bred des Gen­tech-Kon­zerns Pio­neer. Obwohl die Behör­den seit über einem Monat Bescheid wis­sen, wur­de die Aus­wei­tung des Skan­dals auf sie­ben Bun­des­län­der jetzt erst durch Green­peace auf­ge­deckt.

Das nie­der­säch­si­sche Agrar­mi­nis­te­ri­um bestä­tig­te mitt­ler­wei­le die Dar­stel­lung von Green­peace. Betrof­fen sind laut nie­der­säch­si­schem Umwelt­mi­nis­te­ri­um Händ­ler in Baden-Würt­tem­berg, Bay­ern, Bran­den­burg, Meck­len­burg- Vor­pom­mern, Nie­der­sach­sen, Nord­rhein-West­fa­len und Schles­wig- Hol­stein. Der Spre­cher des nie­der­säch­si­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums, Gert Hah­ne, ver­such­te jedoch, den Skan­dal her­un­ter­zu­spie­len: „Eine Gefähr­dung der Ver­brau­cher steht nicht zur Dis­kus­si­on.“ Schließ­lich wer­de die Sor­te in den USA anders als in Euro­pa auch ange­baut. Es gebe kei­ne Stu­di­en, die eine Gefähr­ung der Gesund­heit bele­ge. Die Ver­zö­ge­rung habe ledig­lich zwei bis drei Wochen betra­gen und sei kei­nes­falls absicht­lich gesche­hen. Die „Ver­schwö­rungs­theo­rien“ von Green­peace sei­en absurd.

Dem tritt Green­peace ent­ge­gen. Fest steht, daß der bereits gepflanz­te gen-kon­ta­mi­nier­te Mais nun ver­nich­tet wer­den muß. Alex­an­der Hissting, Gen­tech­nik-Exper­te von Green­peace weist dar­auf hin, daß die Ver­un­rei­ni­gung mit dem in Deutsch­land nicht zuge­las­se­nen Gen-Mais NK603 eine rea­le Gesund­heits­ge­fahr dar­stellt. Wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen haben gezeigt, daß beim Ver­zehr von NK603 gesund­heit­li­che Schä­den an Mensch und Tier nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Das Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um hat laut Green­peace bereits Anfang März von der Ver­un­rei­ni­gung erfah­ren. Die Ergeb­nis­se sei­en aber erst am 27. April an das Umwelt­mi­nis­te­ri­um wei­ter­ge­ge­ben wor­den, das dar­auf­hin die Land­wir­te infor­mier­te. „Es han­delt sich hier um den bis­her größ­ten Gen­tech­nik-Saat­gut-Skan­dal in Deutsch­land“, so Hissting.

Ent­we­der wur­de hier geschlampt oder aus poli­ti­scher Über­zeu­gung bewußt in Kauf genom­men, daß mit der Aus­saat von Gen-Mais Fak­ten geschaf­fen wer­den. Das für sei­nen Pro-Gen­tech­nik-Kurs bekann­te nie­der­säch­si­sche Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um hat­te sich bis­her gewei­gert, kon­kre­te Anga­ben zum Her­stel­ler, der Sor­te und der Men­ge des ver­un­rei­nig­ten Mais-Saat­gu­tes zu machen. Der Skan­dal wirft einen Schat­ten auf das von den Main­stream-Medi­en gezeich­ne­te strah­len­de Image des nie­der­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Chris­ti­an Wulff, der sich gera­de für das Amt des Bun­des­prä­si­den­ten bewirbt.

Ein Skan­dal im Skan­dal wur­de nun zudem durch eine Äuße­rung des Spre­chers des nie­der­säch­si­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums, Gert Hah­ne bekannt: „Nicht wir sind für die Saat­gut-Kon­trol­len zustän­dig, son­dern die Her­stel­ler.“ Offen­bar herr­schen in Deutsch­land in die­sem Bereich die­sel­ben Zustän­de wie in den USA bei der Kon­trol­le der Bohr­in­seln der Öl-Kon­zer­ne.

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