Hunger und Verwüstung
Lebensmittelspekulation, Land Grabbing und Agrotreibstoffproduktion: Drei aktuelle Instrumente zur Renditemaximierung verursachen Nahrungsmangel und Verödung von Böden
von Peter Clausing
Die DWS Investments, eine Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, frohlockte vor einiger Zeit auf ihrer Website: »Die rasant wachsende Weltbevölkerung, (…) Land- und Wasserknappheit – all das sind Punkte, die für überdurchschnittlich gute Perspektiven der Agrarwirtschaft sprechen.« Derlei Sprüche sind in der Welt der Investmentbanker inzwischen häufig zu finden. Die Fondsmanager bieten den Investoren sogenannte Alpha-Renditen von bis zu 25 Prozent jährlich. Die Angst vor »Brotrevolten« (Food Riots), die in den Jahren 2007/2008 die Welt erschütterten, scheint verflogen. Damals, als sich die Preise für Reis, Mais und andere Getreidearten innerhalb von ein, zwei Jahren verdoppelten oder gar verdreifachten, gab es Hungerproteste in über 40 Ländern.1 Im Jahr 2009 reduzierten sich die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel auf das Durchschnittsniveau von 2007, aber seit 2011 liegen sie sogar über dem Wert von 2008.
Greenwashing: Der WWF als Krake
Über das Umweltschutzspektakel »Earth Hour«, den WWF und dessen Liaison mit den Konzernen des Agrobusiness
von Peter Clausing
Am 31. März wird zum sechsten Mal die »Earth Hour« begangen, ein vom »World Wide Fund for Nature« (WWF) organisiertes Event, dessen Teilnehmer für eine Stunde das Licht ausschalten. Ein symbolischer Akt, mit dem die Unterstützung des Umweltschutzgedankens zum Ausdruck gebracht werden soll. Eine echte Wohlfühlnummer für die Beteiligten, und zugleich ein Meßinstrument dafür, wie viele Menschen bereit sind, sich der Vernebelung durch den WWF hinzugeben: Im Jahr 2011 waren es in Deutschland über 30000 in 66 Städten. Die Aktion ist einfach wunderbar: Man bleibt anonym und unauffällig, stellt keine Forderungen, ist nicht den üblichen Unbilden einer Demonstration wie Wetter oder Polizei ausgesetzt und hat trotzdem das Erlebnis, dabei gewesen zu sein. Wobei? Beim WWF! Also bei jener Organisation, auf deren enge Verbindungen mit internationalen Großkonzernen Wilfried Huismann in seiner am 22. Juni 2011 auf ARD gesendeten Dokumentation aufmerksam machte, unbeschadet bereits früher veröffentlichter Hinweise.1 Anläßlich der »Earth Hour 2012« soll ein Blick auf die sogenannten Greenwashing-Praktiken des WWF geworfen werden.
Peak Soil I – Hunger nach Land
Hintergrund »Peak Soil« – Bodenzerstörung, Landraub und Ernährungskrise. Teil I: Wie Konzerne und Spekulanten von der Verknappung von Lebensmitteln profitieren
Peter Clausing
»Peak Soil«1 lautet der Titel des 2009 erschienenen Buches des Berliner Autors Thomas Fritz, einer ersten umfassenderen Übersicht zum Thema »Land Grabbing« (Landnahme) in deutscher Sprache. Der Begriff »Land Grabbing« bezieht sich auf den Kauf bzw. die langfristige Pachtung großer Landflächen – vor allem in den Ländern des Südens, aber auch in Osteuropa – mit oft drastischen Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung.
Kommentiert: The Coming Food Coups by Natsios & Doley
In ihrem Beitrag „The Coming Food Coups“, der im Januar 2009 im Washington Quartely erschien, das vom Center for Strategic and International Studies herausgegeben wird, befassen sich Natsios und Doley mit den humanitären, politischen und Sicherheitskonsequenzen der Preisexplosionen bei Nahrungsmitteln. Dabei ist für sie die Famine Theory ein hilfreiches Werkzeug, also die Theorie von den Hungersnöten, „a body of knowledge about the microeconomic dynamics of famines, the vulnerability of people to food price shocks, and the common patterns of behavior people use to try to survive in different stages of a famine„.