Agrar­öko­lo­gie – Defi­ni­tio­nen, Kon­text und Poten­zia­le

Beitrag vom 25.12.2015

von Peter Claus­ing

– ursprüng­lich ver­öf­fent­licht auf globe-spotting.de im Novem­ber 2015 –

Vor eini­gen Jah­ren wur­de Agrar­öko­lo­gie als „Wis­sen­schaft, Bewe­gung und Pra­xis“ defi­niert (Wezel et al. 2009). Das bringt zum Aus­druck, dass das Kon­zept weit­aus mehr beinhal­tet als das, was in unse­ren Brei­ten land­läu­fig hin­ter dem Begriff „Bio-…. “ gese­hen wird. Die Bezug­nah­me auf „Bewe­gung“ bedeu­tet aller­dings nicht, dass Agrar­öko­lo­gie auto­ma­tisch mit gesell­schaft­li­chem Umbruch und der Ent­ste­hung einer gerech­te­ren Gesell­schafts­ord­nung gleich­zu­set­zen ist. Doch sicher­lich ist sie ein ‚Tritt­stein’ auf dem Weg dort­hin.

Ein dis­kur­si­ves Hun­ger­ge­spenst

Beitrag vom 1.10.2014

von Peter Claus­ing

Nicht sel­ten ruft die Fra­ge, ob und unter wel­chen Bedin­gun­gen die wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung aus­rei­chend ernährt wer­den kann, Rat­lo­sig­keit und Unbe­ha­gen her­vor. Eine nega­ti­ve Ant­wort wür­de den Hun­ger­tod Hun­der­ter Mil­lio­nen Men­schen mit kaum vor­stell­ba­ren gesell­schaft­li­chen Fol­gen bedeu­ten. Schließ­lich sind schon heu­te zir­ka 850 Mil­lio­nen Men­schen unter­ernährt, was bedeu­tet, dass all­jähr­lich etwa 10 Mil­lio­nen Men­schen an Hun­ger oder sei­nen unmit­tel­ba­ren Fol­gen ster­ben. Die Fra­ge, was getan wer­den müss­te, um bei gleich­zei­tig wach­sen­der Welt­be­völ­ke­rung von die­sem Geno­zid weg­zu­kom­men, wird sehr unter­schied­lich beant­wor­tet.

Das Stick­stoff-Dilem­ma

Beitrag vom 1.10.2014

Von Peter Claus­ing

Im Jahr 1910 lie­ßen sich die BASF ein che­mi­sches Ver­fah­ren zur Ammo­ni­ak­syn­the­se aus Stick­stoff und Was­ser­stoff paten­tie­ren. Das von den spä­te­ren Nobel­preis­trä­gern Fritz Haber und Carl Bosch ent­wi­ckel­te Ver­fah­ren stellt laut Wiki­pe­dia das „bedeu­tends­te indus­tri­el­le Ver­fah­ren zur Umwand­lung des unre­ak­ti­ven Luft­stick­stoffs in eine nutz­ba­re Stick­stoff­ver­bin­dung (dar)“. Dies ist ein ener­gie­in­ten­si­ver Pro­zess, bei dem Tem­pe­ra­tu­ren von 500 Grad Cel­si­us erfor­der­lich sind. Sei­ne ers­te Kon­junk­tur hat­te das Haber-Bosch-Ver­fah­ren im Ers­ten Welt­krieg, als gro­ße Men­gen von Ammo­ni­ak zur Her­stel­lung von Muni­ti­on und Spreng­stoff benö­tigt wur­den. Die Namens­ge­ber des Ver­fah­rens stan­den voll und ganz in deutsch-mili­ta­ris­ti­scher Tra­di­ti­on. Fritz Haber gilt als „Vater des Gas­krie­ges“ im Ers­ten Welt­krieg und der jün­ge­re Carl Bosch war wäh­rend der Nazi­zeit „Wehr­wirt­schafts­füh­rer“, also Spit­zen­funk­tio­när der NS-Kriegs­wirt­schaft. Ähn­lich wie zu ande­ren Anläs­sen – man den­ke an die Atom­in­dus­trie – wur­den nach Kriegs­en­de neue Absatz­märk­ten gesucht. Es begann die Ära des syn­the­ti­schen Dün­gers. Heu­te wird der Mythos gepflegt, dass die Ernäh­rung der Hälf­te der Welt­be­völ­ke­rung von die­sem Dün­ger abhän­gen wür­de.

Inten­siv und inef­fi­zi­ent

Beitrag vom 14.4.2014

Die indus­tri­el­le Land­wirt­schaft ist an den Ver­brauch fos­si­ler Brenn­stof­fe gekop­pelt. Die Ener­gie­bi­lanz ihrer Pro­duk­te ist nega­tiv.

Von Peter Claus­ing

All­jähr­lich am 17. April hat die glo­ba­le Klein­bau­ern­or­ga­ni­sa­ti­on La Via-Camp­si­na ihren Akti­ons­tag. Die Orga­ni­sa­ti­on sagt, daß Klein­bau­ern ener­gie­ef­fi­zi­en­ter pro­du­zie­ren als Groß­be­trie­be.

Land Con­trol Grab­bing: Besitz ist gut, Kon­trol­le ist bes­ser

Beitrag vom 20.4.2013

Obwohl Mexi­ko für das klas­si­sche Land Grab­bing ein unty­pi­scher Fall ist, spielt das Phä­no­men eine durch­aus beacht­li­che Rol­le, wenn man den Blick­win­kel erwei­tert und Land Con­trol Grab­bing ein­be­zieht. Bei einer sol­chen Erwei­te­rung des Blick­win­kels wird deut­lich, dass auf die­se Wei­se in Mexi­ko inzwi­schen 30% der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­che durch Drit­te kon­trol­liert wer­den. Nähe­res dazu in einem Bei­trag in der ILA. Umge­kehrt gibt es zag­haf­te Ver­su­che von Regie­run­gen bestimm­ter Län­der, Land Grab­bing durch gesetz­lich Rege­lun­gen bzw. Mora­to­ri­en ein­zu­däm­men. Dar­an knüpft sich die Fra­ge an, ob sich bäu­er­li­ches Wirt­schaf­ten und agrar­öko­lo­gi­sche Metho­den wie die Push-Pull-Tech­no­lo­gie, die im sub­sa­ha­ri­schen Afri­ka 300 Mil­lio­nen Men­schen zugu­te­kom­men könn­te, gegen die mit dem Land­raub ver­bun­de­ne Groß­flä­chen­pro­duk­ti­on behaup­ten kön­nen. Sie­he dazu den Bei­trag in Oeko­lo­gie und Land­bau.

Wider­stand gegen Land­g­rab­bing in Mali finan­zi­ell rück­kop­peln

Beitrag vom 18.09.2011

Umver­tei­lung prak­tisch ange­hen – bei­spiels­wei­se Flug­rei­sen mit Wider­stand gegen Land­g­rab­bing in Mali finan­zi­ell rück­kop­peln

Gast­bei­trag von NoLa­ger Bre­men

Die Anfang des Jah­res statt­ge­fun­de­ne Bamako-Dakar-Kara­wa­ne für Bewe­gungs­frei­heit und gerech­te Ent­wick­lung hat nicht nur poli­tisch merk­li­che Spu­ren hin­ter­las­sen, sie hat auch intern ein­mal mehr deut­lich gemacht, auf wie dün­nem Eis sozia­le Basis­be­we­gun­gen in Mali bzw. West­afri­ka inge­samt wan­deln – sei es, weil die erfor­der­li­chen Res­sour­cen in nahe­zu jed­we­der Hin­sicht feh­len oder sei es, weil sich die Akti­vis­tIn­nen zunächst ein­mal um ihr eige­nes Über­le­ben küm­mern müs­sen. Afri­que-Euro­pe-Inter­act hat daher beschlos­sen, die poli­ti­sche Arbeit der mali­schen Grup­pen unse­res Netz­werks durch eine Spen­den- bzw. Umver­tei­lungs­kam­pa­gne hier­zu­lan­de zu unter­stüt­zen (inklu­si­ve steu­er­li­cher Absetz­bar­keit). Was das genau heißt, kann unse­rem Spen­den­auf­ruf ent­nom­men wer­den (sie­he unten), wobei aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen sei, dass wir uns nicht nur über indi­vi­du­el­le Spen­den freu­en (ob groß oder klein), son­dern auch über Soli-Par­tys, pri­va­te Bin­go-Aben­de oder aber – und hier­um soll es nun­mehr genau­er gehen – die finan­zi­el­le Rück­kop­pe­lung der letz­ten Flug­rei­se mit dem von Afri­que-Euro­pe-Inter­act unter­stütz­ten Wider­stand gegen Land­g­rab­bing in Mali.

Peak Soil I – Hun­ger nach Land

Beitrag vom 28.03.2011

Hin­ter­grund »Peak Soil« – Boden­zer­stö­rung, Land­raub und Ernäh­rungs­kri­se. Teil I: Wie Kon­zer­ne und Spe­ku­lan­ten von der Ver­knap­pung von Lebens­mit­teln pro­fi­tie­ren

Peter Claus­ing

»Peak Soil«1 lau­tet der Titel des 2009 erschie­ne­nen Buches des Ber­li­ner Autors Tho­mas Fritz, einer ers­ten umfas­sen­de­ren Über­sicht zum The­ma »Land Grab­bing« (Land­nah­me) in deut­scher Spra­che. Der Begriff »Land Grab­bing« bezieht sich auf den Kauf bzw. die lang­fris­ti­ge Pach­tung gro­ßer Land­flä­chen – vor allem in den Län­dern des Südens, aber auch in Ost­eu­ro­pa – mit oft dras­ti­schen Aus­wir­kun­gen auf die Lebens­wirk­lich­keit der Bevöl­ke­rung.

Zukunft säen – Viel­falt ern­ten

Beitrag vom 27. Dezember 2009

Wir rufen zu einer euro­pa­wei­ten Kam­pa­gne auf: für gen­tech­nik­frei­es Saat­gut, für die Erhal­tung des bäu­er­li­chen Rechts, Samen aus eige­ner Ern­te zu gewin­nen, zu tau­schen und zu ver­mark­ten, für Trans­pa­renz im Saat­gut­be­reich und für lang­fris­ti­ge Ernäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät. Wir weh­ren uns gegen die Mono­po­li­sie­rung des Saat­gu­tes durch trans­na­tio­na­le Kon­zer­ne und eine wei­te­re Ver­schär­fung geis­ti­ger Eigen­tums­rech­te auf Pflan­zen.

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