Private Stiftungen – Speerspitze der globalen Agrarkonzerne?
Von Peter Clausing
Die „neuen Philanthropen“, wie sich die Milliardäre des 21. Jahrhunderts nennen, schaffen mit ihren Stiftungen unter Umgehung demokratischer Entscheidungsprozesse die Voraussetzungen für die Ausdehnung der Märkte transnationaler Konzerne. Verbrämt durch einen Diskurs der Armutsbekämpfung, fördern sie die Entstehung einer neuen agrarischen Mittelschicht im subsaharischen Afrika, die ausreichend zahlungskräftig ist, um sich die Segnungen einer neuen Grünen Revolution leisten zu können. Mangel an Demokratie ist eine wesentliche Voraussetzung dafür. Zwar behauptet die Grüne Revolution 2.0, dass sie die afrikanischen KleinbäuerInnen aus der Armutsfalle ziehen wolle, doch gerade diese profitieren nicht davon! Die eigentlichen Nutznießer des neuen landwirtschaftlichen Booms sind – wie Untersuchungen in Kenia und Sambia zeigen – reiche Städter, in der Mehrzahl Regierungsangestellte, die sich in die Landwirtschaft einkaufen.
Mexiko: Etappensieg gegen Konzerne
Mexiko: Zivilgericht stoppte Genmaisanbau. Agrarmultis laufen Sturm gegen das Urteil. Wissenschaftler starten internationale Kampagne zur Verhinderung von Agrogentechnik.
Von Peter Clausing
Seit Mitte der 1990er Jahre bemühen sich die Gentechnikkonzerne, in Mexiko Fuß zu fassen. Bei Baumwolle und Soja ist es ihnen bereits gelungen. Beim gentechnisch veränderten Mais schien Ende 2011 die letzte Hürde gefallen zu sein, aber inzwischen gibt es wieder Hoffnung.
Bill Gates in Afrika
Diesen Beitrag gibt es auch auf Französisch und Spanisch
Seit 2006 bemüht sich, relativ wenig beachtet, die „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika“, den profitablen Teil der afrikanischen Landwirtschaft in den Weltmarkt zu integrieren. Hinzu kommt, dass parallel dazu, ebenfalls in Afrika, seit 2010 versucht wird, eine wichtige Komponente agrarökologischer Anbauverfahren unter private Kontrolle zu bringen – die biologische Anreicherung von Stickstoff im Boden. Wiederum gehört die Bill & Melinda Gates-Stiftung zu den Hauptakteuren.
Von Peter Clausing
TEIL I
Französische Wissenschaftler widerstehen Monsanto
Genmais: nicht koscher
Französische Wissenschaftler widerstehen Monsanto. Ihre Studie wies bei Ratten Gesundheitsschäden durch Verzehr einer manipulierten Sorte nach. Sie wird seither vergeblich als unseriös diffamiert
Von Peter Clausing
Vor knapp einem Jahr, am 19. September 2012, veröffentlichte Professor Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen, Nordfrankreich, zusammen mit sieben weiteren Autoren in der Fachzeitschrift Food and Chemical Toxicology die Ergebnisse einer Langzeitstudie. Dabei wurden krebserregende Wirkungen und andere Gesundheitsschäden an Ratten nachgewiesen, nachdem diese 24 Monate lang mit gentechnisch verändertem NK603-Mais gefüttert wurden. Die Publikation schlug ein wie eine Bombe, denn sie stellt die laxe Risikobewertung für gentechnisch modifizierte (GM) Pflanzen, wie sie bislang von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und anderswo praktiziert wird, in Frage.
Mexiko: Hungerstreik gegen transgenen Mais
Kollektiver Hungerstreik gegen die Aussaat von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko-Stadt
von Peter Clausing
Mexiko-Stadt. Am Mittwoch (23.1.2013) hat eine neue Phase des Kampfes gegen die Aussaat von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko begonnen. Die Anführer autonomer regionaler Bauernorganisationen aus über 20 Bundesstaaten initiierten einen kollektiven Hungerstreik vor dem symbolträchtigen Denkmal des Unabhängigkeitsengels in Mexiko-Stadt.
Entgegen den am Vortag mit der Stadtverwaltung getroffenen Vereinbarungen wurde ein direkter Zugang zu dem Monument durch ein massives Polizeiaufkommen verhindert. Alberto Gómez Flores, Sprecher des Dachverbandes der Autonomen Regionalen Bauernorganisationen (UNORCA), sagte, es sei bezeichnend, dass den Bürgern der Zugang zu dem Monument verweigert würde, während der Staat Konzernen wie Monsanto, Du Pont und Pioneer Dienste erweise. Hunderte Aktivisten hatten sich an dem Ort versammelt, der zudem nur wenige Meter von der US-amerikanischen Botschaft entfernt liegt.
Zum Treffen der Gentechnik-Lobbyorganisation Innoplanta am 4.9.2012
Frust in Gatersleben
Gentechnik-Lobby beklagt Überregulierung in der EU und ergeht sich in Sabotagespekulationen. Golden Rice als Rammbock. Nachweis von Einkommensvorteilen bei Bt-Baumwolle ignoriert globale Realität
von Peter Clausing
Greenwashing: Der WWF als Krake
Über das Umweltschutzspektakel »Earth Hour«, den WWF und dessen Liaison mit den Konzernen des Agrobusiness
von Peter Clausing
Am 31. März wird zum sechsten Mal die »Earth Hour« begangen, ein vom »World Wide Fund for Nature« (WWF) organisiertes Event, dessen Teilnehmer für eine Stunde das Licht ausschalten. Ein symbolischer Akt, mit dem die Unterstützung des Umweltschutzgedankens zum Ausdruck gebracht werden soll. Eine echte Wohlfühlnummer für die Beteiligten, und zugleich ein Meßinstrument dafür, wie viele Menschen bereit sind, sich der Vernebelung durch den WWF hinzugeben: Im Jahr 2011 waren es in Deutschland über 30000 in 66 Städten. Die Aktion ist einfach wunderbar: Man bleibt anonym und unauffällig, stellt keine Forderungen, ist nicht den üblichen Unbilden einer Demonstration wie Wetter oder Polizei ausgesetzt und hat trotzdem das Erlebnis, dabei gewesen zu sein. Wobei? Beim WWF! Also bei jener Organisation, auf deren enge Verbindungen mit internationalen Großkonzernen Wilfried Huismann in seiner am 22. Juni 2011 auf ARD gesendeten Dokumentation aufmerksam machte, unbeschadet bereits früher veröffentlichter Hinweise.1 Anläßlich der »Earth Hour 2012« soll ein Blick auf die sogenannten Greenwashing-Praktiken des WWF geworfen werden.
Neoliberale Scheinlösungen (Rezension)
Der Gentechnik-Befürworter Paul Collier macht Vorschläge zur Rettung der Welt
Peter Clausing
Der britische Ökonomieprofessor Paul Collier nimmt in seinem im Mai in deutscher Übersetzung erschienenen Buch »Der hungrige Planet« für sich in Anspruch, »Ideen aus der präzisen, aber schwer verständlichen Sprache der modernen Wirtschaftswissenschaft in eine Form zu übersetzen, die auch außerhalb des engen Zirkels von Fachleuten gelesen werden kann« (S. 14). Das ist ihm gelungen: Der Vereinfachungsgrad des Buches liegt auf BILD-Niveau. In dem Werk wimmelt es von simplen Antworten auf noch simplere Fragen – vermutlich mit ein Grund, warum Collier zu den Bestsellerautoren im Sachbuchbereich gehört. Doch bei falsch gestellten Fragen werden die Antworten auch nicht richtiger, trotz der ausgefeilten Computersimulationen, auf die Collier so häufig Bezug nimmt. Ab und zu werden korrekt beschriebene Sachverhalte mit weniger korrekten Schlußfolgerungen gekoppelt, so daß man unwillkürlich an Georg Christoph Lichtenbergs Aphorismus »Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt« denken muß.
Kein Hohelied – Eine Replik auf Marianna Schauzu
von Peter Clausing
Am vergangenen Donnerstag kam an dieser Stelle Marianna Schauzu in einem Artikel über den Einsatz gentechnisch modifizierter (GM-)Baumwolle in Burkina Faso zu der Schlußfolgerung: »Das Beispiel Burkina Fasos zeigt, daß eine Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen wie Monsanto möglich ist, ohne den eigenen Entwicklungsplan preisgeben zu müssen …«. In ihrem Text bezieht sie sich auf eine 30prozentigen Ertragssteigerung bei GM-Baumwolle im Vergleich zu 50 bis 70prozentigen Ertragsausfällen bei konventioneller Baumwolle in den 1990er Jahren aufgrund von Insektizidresistenzen gegenüber Pyrethroiden. In ihrem Beitrag suggeriert sie, daß das einzige Problem beim Einsatz von Gentechnik die Monopolmacht der Konzerne sei. Die stelle aber eigentlich auch kein Problem dar, wenn die Regierungen des Südens »die Zusammenarbeit mit Monsanto … an einige Bedingungen (knüpften).« Mehr noch: »Es (gibt) keine Alternativen zur Zusammenarbeit des Landes mit dem Gentechnikriesen«, läßt sie zwei Baumwollbauern aus Burkina Faso verkünden, was impliziert, daß der Einsatz von Gentechnik an sich erst recht alternativlos ist. Als Kronzeugen bemüht sie »bereits gute Erfahrungen«, die Indien und China mit der von Monsanto entwickelten, das Bt-Toxin enthaltenden Baumwolle gemacht hätten.
Das Recht auf Vielfalt – Der Kampf um krisensicheres Saatgut
Die Transformation der Landwirtschaft. Über die Geschäftspraktiken der internationalen Saatgutindustrie. Teil II (und Schluß): Der Kampf um krisensicheres Saatgut
Von Anne Schweigler und Peter Clausing
Den im Laufe des 20. Jahrhunderts entstandenen Saatgutkonzernen gelang es Schritt für Schritt, ihre Monopolmacht zu etablieren und juristisch abzusichern – ein bis heute andauernder Prozeß. Das betrifft sowohl die Bemühungen, die bestehende monopolfreundliche Gesetzgebung auszuweiten als auch die Verdrängung alter Kulturpflanzen, Landsorten genannt, in jenen Teilen der Erde, wo industrielle Landwirtschaft und das dazugehörige Saatgut noch nicht durchgesetzt worden sind. Die Länder des Südens haben aus Sicht der Konzerne in beiden Punkten den größten »Nachholbedarf« und sind demzufolge besonders verletzlich.