Kommentiert: »The Politics of Hunger« by Paul Collier
Innerhalb der letzten 12 Monate sind mehrere einflussreiche Publikationen der Befürworter von Gentechnik und industrieller Landwirtschaft erschienen Hier werfen wir einen Blick auf den ersten dieser Beiträge, den Walden Bello in seinem Text „The global food price crisis: A critique of orthodox perspectives“ als „Perhaps the most influential orthodox view on the causes, dynamics, and solution to the food price crisis“ bezeichnet (http://www.worldhunger.org/articles/09/editorials/bello.htm). Kaum überraschend, wird Colliers Beitrag vom World Food Program als Informationsquelle angeboten (http://www.wfp.org/content/politics-hunger-foreign-affairs). Der Text von Paul Collier, Ökonomie-Professor und Direktor des Center for the Study of African Economies an der Universität Oxford, erschien 2008 in der November-Ausgabe von Foreign Affairs mit dem Titel „The Politics of Hunger“. In seiner Analyse ermittelt Collier drei Bedrohungen für die Welternährung: die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die US-Subventionen für Agrosprit (der dort fast ausschließlich aus Mais gewonnen wird) und die europäische Zurückhaltung bei der Nutzung von gentechnisch modifizierten (GM-) Sorten. Sein Lösungsvorschlag: Die rasche Ausdehnung der industriellen Landwirtschaft und sofortige Abschaffung der...
Lesezeit: 5 MinutenDavid gegen Goliath?
Zwei unvereinbare Perspektiven zur Zukunft der Welternährung Spätestens seit den »Brotrevolten« von 2007 und 2008, mit denen die Menschen in rund 40 Ländern auf die Explosion der Lebensmittelpreise reagierten, ist die Ernährungskrise ein bleibendes Thema in den Medien und in der offiziellen Politik. Dabei ist die Krise eher ein gigantischer Skandal, denn den alljährlich neun Millionen Hungertoten und mehr als einer Milliarde chronisch Hungernder steht eine Nahrungsmittelmenge gegenüber, die genügen würde, um alle Menschen ausreichend zu versorgen. Folglich mangelt es in erster Linie an einem »globalen« politischen Willen, ein Mangel, der zum Beispiel in der Tolerierung und vielfach sogar Förderung der Flächenkonkurrenz zwischen Agrotreibstoff- und Nahrungsmittelproduktion zum Ausdruck kommt. Doch das Thema Welternährung steht nicht nur aufgrund von Preisexplosionen und Hungerprotesten auf der Tagesordnung. Unterschiedliche Modellrechnungen prognostizieren bei einer globalen Zunahme der Durchschnittstemperatur von etwa drei Grad Celsius regionale Ernteeinbußen zwischen 20 und 50 Prozent, je nachdem, ob man die Ernteausfälle infolge von Überflutungen und Dürreperioden mit einrechnet oder den...
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