Pri­va­te Stif­tun­gen – Speer­spit­ze der glo­ba­len Agrar­kon­zer­ne?

Beitrag vom 14.12.2015

Von Peter Claus­ing

Die „neu­en Phil­an­thro­pen“, wie sich die Mil­li­ar­dä­re des 21. Jahr­hun­derts nen­nen, schaf­fen mit ihren Stif­tun­gen unter Umge­hung demo­kra­ti­scher Ent­schei­dungs­pro­zes­se die Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­deh­nung der Märk­te trans­na­tio­na­ler Kon­zer­ne. Ver­brämt durch einen Dis­kurs der Armuts­be­kämp­fung, för­dern sie die Ent­ste­hung einer neu­en agra­ri­schen Mit­tel­schicht im sub­sa­ha­ri­schen Afri­ka, die aus­rei­chend zah­lungs­kräf­tig ist, um sich die Seg­nun­gen einer neu­en Grü­nen Revo­lu­ti­on leis­ten zu kön­nen. Man­gel an Demo­kra­tie ist eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung dafür. Zwar behaup­tet die Grü­ne Revo­lu­ti­on 2.0, dass sie die afri­ka­ni­schen Klein­bäue­rIn­nen aus der Armuts­fal­le zie­hen wol­le, doch gera­de die­se pro­fi­tie­ren nicht davon! Die eigent­li­chen Nutz­nie­ßer des neu­en land­wirt­schaft­li­chen Booms sind – wie Unter­su­chun­gen in Kenia und Sam­bia zei­gen – rei­che Städ­ter, in der Mehr­zahl Regie­rungs­an­ge­stell­te, die sich in die Land­wirt­schaft ein­kau­fen.

Die lan­ge Grü­ne Revo­lu­ti­on

Beitrag vom 26.12.2014

von Raj Patel

In einer 63-sei­ti­gen Ana­ly­se, die Anfang 2013 erschien, beschäf­tigt sich der bri­ti­sche Sozio­lo­gie­pro­fes­sor Raj Patel fak­ten­reich mit den Mythen der Grü­nen Revo­lu­ti­on. Der nach­ste­hen­de Text ist zugleich Aus­zug und Kon­den­sat die­ser umfang­rei­chen Über­sichts­ar­beit.

His­to­risch betrach­tet erstreck­te sich die Grü­ne Revo­lu­ti­on über die Zeit von 1940 bis 1970, auch wenn die Pro­zes­se der kapi­ta­lis­ti­schen Akku­mu­la­ti­on, Ent­eig­nung, Inves­ti­ti­on und Inno­va­ti­on in der Land­wirt­schaft – die erst zwei Jah­re vor ihrem offi­zi­el­len Ende „Grü­ne Revo­lu­ti­on“ genannt wur­den – bereits frü­her statt­fan­den und sich weit über 1970 fort­setz­ten. Die Väter der Grü­nen Revo­lu­ti­on konn­ten ihre Zie­le nicht belie­big durch­set­zen, son­dern muss­ten unter Nut­zung staat­li­cher Mit­tel den oft­mals kol­lek­tiv orga­ni­sier­ten Wider­stand der armen länd­li­chen Bevöl­ke­rung über­win­den.

Mala­wi im Pris­ma der Welt­ernäh­rungs­kri­se

Beitrag vom 4.8.2012

von Peter Claus­ing

Mala­wi, ein klei­nes Land im Her­zen Afri­kas, gehört mit sei­nen 14 Mil­lio­nen Bewoh­nern zu den am dich­tes­ten besie­del­ten Län­dern Afri­kas, nur über­trof­fen von Burun­di, Gam­bia, Nige­ria und Ruan­da. Sei­ne Ernäh­rungs­pro­ble­me und die ent­spre­chen­den Lösungs­ver­su­che reflek­tie­ren eine gan­ze Rei­he von Aspek­ten der glo­ba­len Ernäh­rungs­kri­se. Auf­grund des hohen Bevöl­ke­rungs­wachs­tums hat sich die Ein­woh­ner­zahl seit 1950 mehr als ver­vier­facht. Trotz­dem liegt die Bevöl­ke­rungs­dich­te mit 120 Einwohner/km² noch immer deut­lich unter der von Deutsch­land (229 Einwohner/km²). Mala­wi zählt zu den Least Deve­lo­ped Count­ries (LDC), einer sozi­al­öko­no­mi­schen Defi­ni­ti­on der UNO für die 48 ärms­ten Län­der der Welt. Trotz innen­po­li­ti­scher Sta­bi­li­tät und obwohl das Land nicht vom „Res­sour­cen­fluch“ heim­ge­sucht ist, den der kon­ser­va­ti­ve Öko­nom Paul Col­lier in frag­wür­di­ger Wei­se als Wur­zel allen Übels der Armut in Afri­ka betrach­tet (1), hat das Land – seit lan­gem ein Lieb­ling der inter­na­tio­na­len Ent­wick­lungs­hil­fe – es bis heu­te nicht geschafft, den LDC-Sta­tus zu ver­las­sen. Schlim­mer noch – in den letz­ten Jahr­zehn­ten kam es wie­der­holt zu Hun­gers­nö­ten, bei denen Todes­op­fer zu bekla­gen waren.

Mexi­ko-Latein­ame­ri­ka: Töd­li­che Pes­ti­zi­de

Beitrag vom 07.11.2011

von Alfre­do Ace­do*

(Qui­to, 14. Okto­ber 2011, alai).- Der grün und ocker­far­ben gemus­ter­te Tep­pich des Val­le del Yaqui ist zwar schön anzu­se­hen, er ver­birgt jedoch eine Tra­gö­die, die sich in die­ser Regi­on abspielt. Unter dem kapi­ta­lis­ti­schen Land­wirt­schafts­mo­dell wur­den hier über 50 Jah­re inten­siv Pflan­zen­schutz­mit­tel ein­ge­setzt, wodurch Was­ser, Böden und Luft ver­schmutzt und die Regi­on damit prak­tisch zer­stört wur­de. Doch nicht nur die Natur trägt die ver­hee­ren­den Kon­se­quen­zen. Die unver­ant­wort­li­chen Prak­ti­ken haben auch Men­schen­le­ben gefor­dert.

Kom­men­tiert: »The Poli­tics of Hun­ger« by Paul Col­lier

Beitrag vom 22. August 2009

Inner­halb der letz­ten 12 Mona­te sind meh­re­re ein­fluss­rei­che Publi­ka­tio­nen der Befür­wor­ter von Gen­tech­nik und indus­tri­el­ler Land­wirt­schaft erschie­nen Hier wer­fen wir einen Blick auf den ers­ten die­ser Bei­trä­ge, den Wal­den Bel­lo in sei­nem Text „The glo­bal food pri­ce cri­sis: A cri­tique of ortho­dox per­spec­ti­ves“ als „Per­haps the most influ­en­ti­al ortho­dox view on the cau­ses, dyna­mics, and solu­ti­on to the food pri­ce cri­sis“ bezeich­net (http://www.worldhunger.org/articles/09/editorials/bello.htm). Kaum über­ra­schend, wird Col­liers Bei­trag vom World Food Pro­gram als Infor­ma­ti­ons­quel­le ange­bo­ten (http://www.wfp.org/content/politics-hunger-foreign-affairs).

Der Text von Paul Col­lier, Öko­no­mie-Pro­fes­sor und Direk­tor des Cen­ter for the Stu­dy of Afri­can Eco­no­mies an der Uni­ver­si­tät Oxford, erschien 2008 in der Novem­ber-Aus­ga­be von For­eign Affairs mit dem Titel „The Poli­tics of Hun­ger“.

David gegen Goli­ath?

Beitrag vom 05. August 2009

Zwei unver­ein­ba­re Per­spek­ti­ven zur Zukunft der Welt­ernäh­rung

Spä­tes­tens seit den »Brot­re­vol­ten« von 2007 und 2008, mit denen die Men­schen in rund 40 Län­dern auf die Explo­si­on der Lebens­mit­tel­prei­se reagier­ten, ist die Ernäh­rungs­kri­se ein blei­ben­des The­ma in den Medi­en und in der offi­zi­el­len Poli­tik. Dabei ist die Kri­se eher ein gigan­ti­scher Skan­dal, denn den all­jähr­lich neun Mil­lio­nen Hun­ger­to­ten und mehr als einer Mil­li­ar­de chro­nisch Hun­gern­der steht eine Nah­rungs­mit­tel­men­ge gegen­über, die genü­gen wür­de, um alle Men­schen aus­rei­chend zu ver­sor­gen. Folg­lich man­gelt es in ers­ter Linie an einem »glo­ba­len« poli­ti­schen Wil­len, ein Man­gel, der zum Bei­spiel in der Tole­rie­rung und viel­fach sogar För­de­rung der Flä­chen­kon­kur­renz zwi­schen Agro­treib­stoff- und Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on zum Aus­druck kommt.

Gepflanz­te Pro­fi­te

Beitrag vom 16. Oktober 2008

Der heu­ti­ge 16. Okto­ber wur­de 1979 zum Welt­ernäh­rungs­tag erklärt. Es ist der Grün­dungs­tag der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (FAO) der Ver­ein­ten Natio­nen, die im Jahr 1945 an die­sem Tag geschaf­fen wur­de. Der Welt­ernäh­rungs­tag steht jedes Jahr unter einem beson­de­ren The­ma. Im vori­gen Jahr lau­te­te das Mot­to »Das Recht auf Nah­rung ist kei­ne Uto­pie«. Die rea­le Poli­tik der FAO dis­qua­li­fi­ziert die­ses Mot­to zur hoh­len Phra­se, denn die­ses Recht ist unlängst für wei­te­re zig Mil­lio­nen Men­schen zur Uto­pie gewor­den. Es ist seit län­ge­rem bekannt, daß das sowohl vom Welt­ernäh­rungs­gip­fel 1996 als auch von der »Mill­en­ni­ums­er­klä­rung« der UNO im Jahr 2000 defi­nier­te Ziel, die Zahl der chro­nisch hun­gern­den Men­schen bis zum Jahr 2015 zu hal­bie­ren, nicht erreicht wird. Mitt­ler­wei­le zeich­net sich ab, daß es nicht ein­mal gelin­gen wird, die­se Zahl kon­stant zu hal­ten. Laut FAO erhöh­te sich zwi­schen 1992 und 2005 die Zahl der chro­nisch Hun­gern­den zunächst von 842 auf 848 Mil­lio­nen Men­schen, um dann im Jahr 2007 sprung­haft auf 943 Mil­lio­nen zu stei­gen. Eine wei­te­re dra­ma­ti­sche Erhö­hung in die­sem Jahr ist abseh­bar.

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