Bedrohliche Kapitalkonzentration im Agrobusiness
Produzenten und Verbraucher eingeklemmt zwischen Großkonzernen
von Peter Clausing
Zulieferer und Verbraucher gehören zu den Opfern wirtschaftlicher Konzentrationsprozesse im Ernährungsbereich. Preisdruck und Qualitätsschwund sind nur zwei der Folgen. Mit wachsender Marktmacht bestimmen die Konzerne auch zunehmend die Spielregeln unseres Zusammenlebens – zu Lasten von Umwelt, Gesundheit und Demokratie.
Einen Eindruck von Tempo und Umfang der heutigen Konzentrationsprozesse erhält man durch einen Blick auf den Bayer-Konzern. Als er 2002 Aventis Crop Science für sechs Milliarden Euro übernahm, sprach die Coordination gegen Bayer-Gefahren vom größten Deal in der Unternehmensgeschichte und verwies darauf, dass es Ende der 1960er Jahre noch 40 „große“ Firmen im Pestizid- und Saatgutsektor gab. Anfang der 1990er Jahre waren es zwölf und 2005 nur noch zehn. Nach weiteren Fusionen bzw. Aufkäufen beherrschen heute vier Unternehmen 75 Prozent des globalen Pestizidmarktes und fünf 71 Prozent des globalen Saatgutmarktes, wobei die drei größten (Bayer/Monsanto, Dow/Dupont, ChemChina/Syngenta) in beiden Segmenten dominieren. Mit dem Kauf von Monsanto hat der größte Deal in Bayers Unternehmensgeschichte nunmehr ein Volumen nicht von sechs, sondern von 66 Milliarden Euro. Es ist unwahrscheinlich, dass die Kontrollbehörden gegen den für 2017 erwarteten Abschluss des Geschäfts Einspruch erheben werden.
Am anderen Ende der Wertschöpfungskette, dort, wo wir den Supermarkt verlassen und unser Essen nach Hause tragen, sieht es ähnlich aus. Mit einem Jahresumsatz von 191 Milliarden Euro beherrschten 2015 in Deutschland vier Supermarktketten 67 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels. Global betrachtet hatten im Jahr 2013 die drei Marktführer (Walmart, Tesco, Carrefour) zusammen genommen einen Umsatz von 550 Milliarden US-Dollar, was mehr als dem addierten Bruttoinlandsprodukt von Österreich und der Slowakei entsprach.
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Erschienen in Lunapark21 Nr. 36 (2016)