„Saue­rei!“ – Bau­er Wil­lis miss­lun­ge­ne Dem­ago­gie (Rezen­si­on)

Beitrag vom 10.8.2016

von Peter Claus­ing „Saue­rei!“ hät­te ein gutes Buch wer­den kön­nen. Es ist flüs­sig geschrie­ben, wenn­gleich etwas distanz­los-kum­pel­haft, aber das trifft sicher den Nerv vie­ler Lese­rin­nen und Leser. Und der Ver­fas­ser ist ein ech­ter Insi­der. Kre­mer-Schil­lings bewirt­schaf­tet 50 Hekt­ar, den glei­chen Hof wie sein Vater und sein Groß­va­ter. Er schöpft aus dem Vol­len, was die Beschrei­bung des Lebens eines Land­wirts anbe­trifft – und das über drei Gene­ra­tio­nen. Aber „Saue­rei“ ist im bes­ten Fall ein ärger­li­ches Buch, eher aber ein gefähr­li­ches, wenn man dem Apho­ris­mus von Georg Chris­toph Lich­ten­berg folgt, der schon im 18. Jahr­hun­dert erkann­te: „Das Gefähr­li­che sind nicht die dicken Lügen, son­dern Wahr­hei­ten, mäßig ent­stellt.“ Das Buch cha­rak­te­ri­siert detail­reich die Kri­se der deut­schen und euro­päi­schen Land­wirt­schaft, um dann den Popanz des „Ver­brau­chers“ auf­zu­bau­en, der an der Mise­re des Land­wirts schuld sei und in des­sen Macht es läge, dar­an etwas zu ändern. Das soll uns nicht von ver­ant­wor­tungs­vol­lem Ver­brauch frei­spre­chen. Doch damit allein wird das Pro­blem nicht gelöst. Es ist nicht...

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Inten­siv und inef­fi­zi­ent

Beitrag vom 14.4.2014

Die indus­tri­el­le Land­wirt­schaft ist an den Ver­brauch fos­si­ler Brenn­stof­fe gekop­pelt. Die Ener­gie­bi­lanz ihrer Pro­duk­te ist nega­tiv. Von Peter Claus­ing All­jähr­lich am 17. April hat die glo­ba­le Klein­bau­ern­or­ga­ni­sa­ti­on La Via-Camp­si­na ihren Akti­ons­tag. Die Orga­ni­sa­ti­on sagt, daß Klein­bau­ern ener­gie­ef­fi­zi­en­ter pro­du­zie­ren als Groß­be­trie­be. Seit Jahr­tau­sen­den besteht der Sinn des Acker­baus in der Umwand­lung von Son­nen­en­er­gie in »ess­ba­re«. Das geschieht mit Hil­fe der Pho­to­syn­the­se, deren Effi­zi­enz zwar gering ist, denn jener Anteil der ein­ge­strahl­ten Son­nen­en­er­gie, der in Bio­mas­se umge­wan­delt wird, beträgt weni­ger als zwei Pro­zent. Trotz­dem wird über das Jahr und die Flä­che ver­teilt in Früch­ten und Knol­len genü­gend Ener­gie akku­mu­liert, um die Welt­be­völ­ke­rung zu ver­sor­gen. Die Son­nen­strah­lung steht gra­tis zur Ver­fü­gung. Der Anteil an Ener­gie, der dar­über hin­aus in die Erzeu­gung und Ver­ar­bei­tung von Nah­rung gesteckt wur­de, war für lan­ge Zeit von gerin­ger Bedeu­tung. Die­se Situa­ti­on hat sich in den ver­gan­ge­nen hun­dert Jah­ren dra­ma­tisch geän­dert. Zwar wur­den in den letz­ten Jahr­zehn­ten in vie­len Tei­len der Welt die Hekt­ar­er­trä­ge erheb­lich gestei­gert. Erkauft wur­de die­ser...

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Hun­ger und Ver­wüs­tung

Beitrag vom 29.11.2012

Lebens­mit­tel­spe­ku­la­ti­on, Land Grab­bing und Agro­treib­stoff­pro­duk­ti­on: Drei aktu­el­le Instru­men­te zur Ren­di­te­ma­xi­mie­rung ver­ur­sa­chen Nah­rungs­man­gel und Ver­ödung von Böden von Peter Claus­ing Die DWS Invest­ments, eine Fonds­ge­sell­schaft der Deut­schen Bank, froh­lock­te vor eini­ger Zeit auf ihrer Web­site: »Die rasant wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung, (…) Land- und Was­ser­knapp­heit – all das sind Punk­te, die für über­durch­schnitt­lich gute Per­spek­ti­ven der Agrar­wirt­schaft spre­chen.« Der­lei Sprü­che sind in der Welt der Invest­ment­ban­ker inzwi­schen häu­fig zu fin­den. Die Fonds­ma­na­ger bie­ten den Inves­to­ren soge­nann­te Alpha-Ren­di­ten von bis zu 25 Pro­zent jähr­lich. Die Angst vor »Brot­re­vol­ten« (Food Riots), die in den Jah­ren 2007/2008 die Welt erschüt­ter­ten, scheint ver­flo­gen. Damals, als sich die Prei­se für Reis, Mais und ande­re Getrei­de­ar­ten inner­halb von ein, zwei Jah­ren ver­dop­pel­ten oder gar ver­drei­fach­ten, gab es Hun­ger­pro­tes­te in über 40 Ländern.1 Im Jahr 2009 redu­zier­ten sich die Welt­markt­prei­se für Nah­rungs­mit­tel auf das Durch­schnitts­ni­veau von 2007, aber seit 2011 lie­gen sie sogar über dem Wert von 2008. Doch wo blei­ben die Pro­tes­te? In etli­chen Län­dern, die vor knapp fünf...

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Hun­ger – Kata­stro­phe, Pro­test und Medi­en­er­eig­nis

Beitrag vom

Wo lie­gen die Grün­de für die skan­da­lö­se Dis­kre­panz zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ver­sor­gung? Von Peter Claus­ing Hun­ger ist die All­tags­rea­li­tät für ein Sechs­tel der Mensch­heit und – hun­ger­be­ding­te Krank­hei­ten mit­be­rück­sich­tigt – die Todes­ur­sa­che für 10 Mil­lio­nen Men­schen jähr­lich. Spä­tes­tens seit der Explo­si­on der Nah­rungs­mit­tel­prei­se 2007/2008 ist klar, dass das Mil­le­ni­ums-Ent­wick­lungs­ziel, den Anteil der Men­schen, die Hun­ger lei­den, von 1990 bis 2015 zu hal­bie­ren, nicht annä­hernd erreicht wer­den wird. Statt zu einer Redu­zie­rung kam es 2008 zu einem Anstieg der Zahl der Hun­gern­den. Dabei wird Jahr für Jahr genü­gend pro­du­ziert, um – sta­tis­tisch betrach­tet – alle Men­schen mit aus­rei­chend Nah­rung zu ver­sor­gen.

Markt­frau­en in Zom­ba, Mala­wi

Preis­explo­sio­nen, Pro­tes­te und ver­eng­te Sicht­wei­sen Als sich 2007/2008 inner­halb weni­ger Mona­te die Welt­markt­prei­se für Wei­zen und Mais ver­dop­pel­ten und für Reis ver­drei­fach­ten, gab es Hun­ger­re­vol­ten in mehr als 40 Län­dern. J. Walt­on und D. Sed­don doku­men­tier­ten 1994 in einem Buch, dass sol­che Food Riots zumeist nicht in unmit­tel­ba­rem zeit­li­chen Zusam­men­hang mit phy­si­schen... Lese­zeit: 4 Minu­ten

Mexi­ko: Recht auf Nah­rung – ein wei­te­res Lip­pen­be­kennt­nis?

Beitrag vom 14.11.2011

Kata­stro­pha­le Aus­wir­kun­gen der Frei­han­dels­ab­kom­men auf die Ernäh­rungs­si­tua­ti­on in Mexi­ko Von Peter Claus­ing Mit­te Okto­ber begrüß­te Oli­vi­er de Schutter, UN-Son­der­be­richt­erstat­ter für das Recht auf Nah­rung, die Bekannt­ma­chung Mexi­kos, eben die­sem Recht Ver­fas­sungs­rang ein­zu­räu­men. Bereits am Ende sei­ner im Juni durch­ge­führ­ten Mexi­ko-Mis­si­on mahn­te der UNO-Beauf­trag­te mit Blick auf die anste­hen­de Ver­fas­sungs­re­form „die wei­te­re Ver­bes­se­rung des juris­ti­schen Umfelds in Form einer Rah­men­ge­setz­ge­bung für das Recht auf Nah­rung an, so, wie es in einer Rei­he ande­rer Län­der die­ser Regi­on bereits erfolgt ist“. Vor dem Hin­ter­grund gra­vie­ren­der Miss­stän­de in den Berei­chen Ernäh­rung und land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­ti­on emp­fahl de Schutter eine natio­na­le Stra­te­gie, um dem Recht auf Nah­rung Gel­tung zu ver­schaf­fen. Es stellt sich jedoch die Fra­ge, ob die ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Aner­ken­nung des Rechts auf Nah­rung nicht nur eine wei­te­re Insze­nie­rung im Kon­text von Mexi­kos simu­lier­ter Demo­kra­tie dar­stellt. Schließ­lich hat Mexi­ko die Anti-Fol­ter­kon­ven­ti­on der UNO im Janu­ar 1986 rati­fi­ziert und akzep­tiert bis heu­te unter Fol­ter erzwun­ge­ne Geständ­nis­se als Beweis­mit­tel vor sei­nen Gerich­ten. Auch das land­läu­fig als ILO-Kon­ven­ti­on 169...

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Kom­men­tiert: The Coming Food Coups by Nat­si­os & Doley

Beitrag vom 31. August 2009

In ihrem Bei­trag „The Coming Food Coups“, der im Janu­ar 2009 im Washing­ton Quar­te­ly erschien, das vom Cen­ter for Stra­te­gic and Inter­na­tio­nal Stu­dies her­aus­ge­ge­ben wird, befas­sen sich Nat­si­os und Doley mit den huma­ni­tä­ren, poli­ti­schen und Sicher­heits­kon­se­quen­zen der Preis­explo­sio­nen bei Nah­rungs­mit­teln. Dabei ist für sie die Fami­ne Theo­ry ein hilf­rei­ches Werk­zeug, also die Theo­rie von den Hun­gers­nö­ten, „a body of know­ledge about the microe­co­no­mic dyna­mics of fami­nes, the vul­nerabi­li­ty of peo­p­le to food pri­ce shocks, and the com­mon pat­terns of beha­vi­or peo­p­le use to try to sur­vi­ve in dif­fe­rent stages of a fami­ne„. Ihrer Mei­nung nach müs­sen Poli­ti­ker aus­ge­rüs­tet sein, um die Sicher­heits- (und ande­re) Kon­se­quen­zen der­ar­ti­ger Ent­wick­lun­gen zu mini­mie­ren. Dabei betrach­ten sie – im Gegen­satz zu Paul Col­lier (vgl. Medi­en-Offen­si­ve des Agro­busi­ness [1]) – die Rück­nah­me von Sub­ven­tio­nen (z.B. für Agro­treib­stof­fe) in einer bür­ger­li­chen Demo­kra­tie als unrea­lis­tisch. »The likeli­hood of a sub­stan­ti­al reduc­tion in U.S. corn-based etha­nol sub­si­dies is unli­kely. Once demo­cra­tic govern­ments begin to sub­si­di­ze some­thing, with­dra­wing the sub­s­idy...

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Huma­ni­tä­re Hil­fe instru­men­ta­li­siert

Beitrag vom 11. August 2009

Ein­fluß der Geld­ge­ber beim WFP ist spür­bar: Ent­sor­gung von Über­pro­duk­ti­on, Ver­brei­tung gen­ma­ni­pu­lier­ten Saat­guts und Mili­tär­ein­satz Da sich das World Food Pro­gram (WFP) aus­schließ­lich aus frei­wil­li­gen Bei­trä­gen finan­zie­ren muß und die Hälf­te des Gel­des (vor allem) von den USA und der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on kommt, muß damit gerech­net wer­den, daß die­se ver­su­chen, ihren Ein­fluß gel­tend zu machen. Eine bevor­zug­te Bedie­nung jener Kri­sen­re­gio­nen, in denen der Wes­ten sei­ne Hand­lungs­schwer­punk­te sieht, über­rascht des­halb nicht. Das Bud­get des WFP reicht ohne­hin nur für zehn Pro­zent der eine Mil­li­ar­de hun­gern­den Men­schen. Auch ande­re Indi­zi­en deu­ten dar­auf hin, daß das WFP kei­ne »selbst­lo­se« Orga­ni­sa­ti­on ist, son­dern für bestimm­te Zwe­cke instru­men­ta­li­siert wird. In der Ver­gan­gen­heit geriet das Welt­ernäh­rungs­pro­gramm wie­der­holt wegen des Ver­suchs in die Kri­tik, bedürf­ti­gen Län­dern gen­tech­nisch ver­än­der­te Nah­rungs­mit­tel auf­zu­zwin­gen, ins­be­son­de­re Gen­mais. Die­se Lie­fe­run­gen kamen in der Regel aus den USA und hat­ten den Bei­geschmack, daß mit »Sach­spen­den« die eige­ne Über­pro­duk­ti­on ent­sorgt wird, anstatt durch Geld­bei­trä­ge dem WFP den Kauf von Lebens­mit­teln auf regio­na­ler Ebe­ne zu ermög­li­chen...

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