Das Recht auf Viel­falt – Der Kampf um kri­sen­si­che­res Saat­gut

Beitrag vom 15.10.2010

Die Trans­for­ma­ti­on der Land­wirt­schaft. Über die Geschäfts­prak­ti­ken der ­inter­na­tio­na­len Saat­gut­in­dus­trie. Teil II (und Schluß): Der Kampf um kri­sen­si­che­res Saat­gut Von Anne Schweig­ler und Peter Claus­ing Den im Lau­fe des 20. Jahr­hun­derts ent­stan­de­nen Saat­gut­kon­zer­nen gelang es Schritt für Schritt, ihre Mono­pol­macht zu eta­blie­ren und juris­tisch abzu­si­chern – ein bis heu­te andau­ern­der Pro­zeß. Das betrifft sowohl die Bemü­hun­gen, die bestehen­de mono­pol­freund­li­che Gesetz­ge­bung aus­zu­wei­ten als auch die Ver­drän­gung alter Kul­tur­pflan­zen, Land­sor­ten genannt, in jenen Tei­len der Erde, wo indus­tri­el­le Land­wirt­schaft und das dazu­ge­hö­ri­ge Saat­gut noch nicht durch­ge­setzt wor­den sind. Die Län­der des Südens haben aus Sicht der Kon­zer­ne in bei­den Punk­ten den größ­ten »Nach­hol­be­darf« und sind dem­zu­fol­ge beson­ders ver­letz­lich. Doch die­se Ent­wick­lung ist weder alter­na­tiv­los, noch bleibt sie unwi­der­spro­chen. Der 2008 ver­öf­fent­lich­te, von zahl­rei­chen Regie­run­gen gebil­lig­te Welt­agrar­be­richt belegt nicht nur, daß die Welt­ernäh­rung anders als auf indus­tri­el­le Wei­se gesi­chert wer­den kann, son­dern mehr noch: Es wird dar­auf hin­ge­wie­sen, daß die­ser alter­na­ti­ve Weg der ein­zig gang­ba­re ist, denn das bis­he­ri­ge Sys­tem »ist nicht geeig­net,...

Lese­zeit: 10 Minu­ten

Kuba: Revo­lu­ti­on der Nach­hal­tig­keit

Beitrag vom 04.08.2010

Aus: land & wirt­schaft, jun­ge Welt-Bei­la­ge vom 04.08.2010 Peter Claus­ing Kubas Land­wirt­schaft befin­det sich in einer wich­ti­gen Pha­se, auch wegen der Schlüs­sel­po­si­ti­on, die ihr im Rah­men der wei­te­ren gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lung bei­gemes­sen wird. Staats­prä­si­dent Raul Cas­tro sprach von einer »Fra­ge der natio­na­len Sicher­heit«. Ange­sichts der rund 1,5 Mil­li­ar­den US-Dol­lar, die der­zeit noch jähr­lich für Lebens­mit­tel­im­por­te aus­ge­ge­ben wer­den müs­sen, über­rascht es nicht, daß dem Ziel der Ernäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät so hohe Prio­ri­tät ein­ge­räumt wird. Und Kuba hat güns­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen, um die­ses Ziel zu errei­chen – trotz wet­ter­be­ding­ter Ern­te­ver­lus­te (im Jahr 2008 wur­de zum Bei­spiel ein Drit­tel der gesam­ten Ern­te durch Hur­ri­kans ver­nich­tet). Denn das Land ver­fügt über opti­ma­le natür­li­che Rah­men­be­din­gun­gen und die nöti­ge Infra­struk­tur für schnel­le Wis­sens­ver­mitt­lung. Daß dies mit einer umwelt­ver­träg­li­chen und damit wirk­lich nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­ons­wei­se mög­lich ist, haben die über 200000 klein­bäu­er­li­chen Fami­li­en­be­trie­be unter Beweis gestellt, die auf inzwi­schen 41 Pro­zent der Acker­flä­che bereits 70 Pro­zent des land­wirt­schaft­li­chen Brut­to­in­lands­pro­dukts erzeu­gen. Rund die Hälf­te von ihnen betreibt Bio­land­bau. Die­se »Revo­lu­ti­on der Nach­hal­tig­keit« wird...

Lese­zeit: 4 Minu­ten

UNO-Exper­te: Bio­land­bau über­trifft indus­tri­el­le Land­wirt­schaft

Beitrag vom 22.06.2010

Der UN-Son­der­be­richt­erstat­ter für das Recht auf Nah­rung, Oli­vi­er De Schutter, erklär­te wäh­rend der Vor­stel­lung ent­pre­chen­der Ergeb­nis­se auf einer Inter­na­tio­na­len Agro­öko­lo­gie-Tagung in Brüs­sel am 21./22. Juni 2010, „die Regie­run­gen und inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen sich drin­gend zu einer mas­si­ven För­de­rung bio­lo­gi­scher Anbaut­rech­ni­ken ent­schlie­ßen, um die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on zu erhö­hen und das Kli­ma zu schüt­zen.“ Zusam­men mit 25 füh­ren­den Agro­öko­lo­gie-Exper­ten dräng­te der UNO-Exper­te die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft, „die gegen­wär­ti­ge Land­wirt­schafts­po­li­tik zu über­den­ken“ und das Poten­ti­al des Bio­land­baus zu nut­zen. Mein Kom­men­tar: Dies wäre ein not­wen­di­ger, aber kein hin­rei­chen­der Schritt, um den bei­den Kri­sen (Ernäh­rung, Kli­ma) bei­zu­kom­men – „ein­fach nur“ mit Bio­land­bau, ohne grund­le­gen­den gesell­schaft­li­chen Umbau, wer­den wir auf hal­bem Wege ste­cken blei­ben. Nach­ste­hend der vol­le Wort­laut der Mel­dung auf Eng­lisch, die auf der Web­site des Gen­fer UNO-Büros publi­ziert ist BRUSSELS – „Govern­ments and inter­na­tio­nal agen­ci­es urgen­tly need to boost eco­lo­gi­cal far­ming tech­ni­ques to increase food pro­duc­tion and save the cli­ma­te,“ said UN Spe­cial Rap­por­teur on the right to food, Oli­vi­er De Schutter, while pre­sen­ting the...

Lese­zeit: 4 Minu­ten

Natur­schutz im Kolo­ni­al­stil

Beitrag vom 09.06.2010

Erschie­nen in “jun­ge Welt” vom 09.06.2010 Peter Claus­ing Natur­schutz hat – von weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen – sein posi­ti­ves Image bis zum heu­ti­gen Tag bewahrt. Natur­schutz scheint von ras­sis­ti­schen und kolo­nia­lis­ti­schen Ideo­lo­gien weit ent­fernt zu sein. Das liegt ver­mut­lich dar­an, daß bei­spiels­wei­se der baye­ri­sche Natio­nal­park oder das Bio­sphä­ren­re­ser­vat Schorf­hei­de nicht unbe­dingt kolo­ni­al-ras­sis­ti­sche Asso­zia­tio­nen erzeu­gen. Fer­ner kann es einem so vor­kom­men, als ob Natur­schutz­ge­bie­te nicht mit Ras­sis­mus und Kolo­nia­lis­mus in Ver­bin­dung gebracht wer­den kön­nen, weil sie schein­bar nicht mit Men­schen zu tun haben. Ein Blick in die Geschich­te zeigt, daß bei­de Annah­men nicht zutref­fen. Natur­schüt­zer wie Hans-Die­ter Knapp, Lei­ter der Natur­schutz­aka­de­mie Vilm, behaup­ten unter Bezug­nah­me auf den Yel­low­stone-Natio­nal­park unre­flek­tiert, daß Natio­nal­parks heu­te die inter­na­tio­nal erfolg­reichs­te Schutz­ge­biets­ka­te­go­rie sei­en. Dabei igno­rie­ren sie das zutiefst kolo­nia­le Erbe des Modells »Natio­nal­park«, das in den USA »erfun­den« wur­de. Einer der ers­ten, der Yel­low­stone-Natio­nal­park, erwies sich in mehr­fa­cher Hin­sicht als Pro­to­typ: Sei­ne Schaf­fung war mit der gewalt­sa­men Ver­trei­bung der dort leben­den Bevöl­ke­rung ver­bun­den, er ent­sprach von Anbe­ginn dem...

Lese­zeit: 9 Minu­ten

Ein Land­wirt­schafts­mo­dell zur Ver­sor­gung der Welt

Beitrag vom

Von Devin­der Shar­ma | 24.Januar 2010 In zehn Jah­ren, im Jahr 2020, kön­nen die indi­sche Land­wirt­schaft und glei­cher­ma­ßen die Land­wirt­schaft der gan­zen Welt in ein gesun­des und lebens­fä­hi­ges Sys­tem ver­wan­delt sein, in dem die Selbst­mor­de der Bau­ern der Geschich­te ange­hö­ren, in dem Elend und Ver­zweif­lung durch Stolz am Anbau­en ersetzt wor­den sind, wo Land­wirt­schaft wahr­haft lang­fris­tig und nach­hal­tig gewor­den ist und kei­ne Wär­me der glo­ba­len Umwelt hin­zu­fügt. Mit dem Beginn von 2010 wird das Dreh­buch für eine künf­ti­ge Land­wirt­schaft geschrie­ben, das das Lächeln auf dem Ant­litz des Bau­ern zurück­bringt, ohne Wun­den in der Umwelt zu hin­ter­las­sen. Was mit einer klei­nen Initia­ti­ve vor sechs Jah­ren in einem unbe­kann­ten Dorf im Kha­mam-Distrikt begann, hat sich jetzt über 800 000 ha in 21 Distrik­ten von Andhra Pra­desh ver­brei­tet. Ich erin­ne­re mich an das ers­te Gespräch über das Wun­der, das durch das Dorf Pan­nu­ku­la in Andhra Pra­desh zustan­de­ge­bracht wur­de, und von dem vie­le glaub­ten, ich wol­le ein­fach ver­su­chen, die Land­wirt­schaft zu roman­ti­sie­ren. Wie Land­wirt­schaft...

Lese­zeit: 4 Minu­ten

Rea­le Alter­na­ti­ven

Beitrag vom 18. November 2009

Erschie­nen in „jun­ge Welt“ vom 18.11.2009 Peter Claus­ing Hin­ter­grund. Wider das agro­in­dus­tri­el­le Doping – eine ande­re Land­wirt­schaft ist mög­lich. Über­le­gun­gen anläß­lich des dies­jäh­ri­gen Welt­ernäh­rungs­gip­fels Noch bis zum heu­ti­gen Mitt­woch fin­det in Rom der Welt­ernäh­rungs­gip­fel statt. Der nach 1996 und 2002 drit­te Gip­fel weist in mehr­fa­cher Hin­sicht Beson­der­hei­ten auf. Nie zuvor waren Macht­kon­zen­tra­ti­on und Ver­flech­tung von Agrar- und Bio­tech­no­lo­gie­kon­zer­nen, lebens­mit­tel­ver­ar­bei­ten­der Indus­trie und Han­dels­ket­ten so groß. Doch auch die Sack­gas­se, in die die­se Ent­wick­lung führt, war noch nie so deut­lich erkenn­bar. So wächst vor dem Hin­ter­grund der glo­ba­len kapi­ta­lis­ti­schen Kri­se und einer stei­gen­den Zahl hun­gern­der Men­schen die Not­wen­dig­keit, einen Aus­weg aus die­ser Situa­ti­on zu fin­den. Inter­na­tio­na­le Bewe­gun­gen wie Via Cam­pe­si­na, die sol­che Alter­na­ti­ven ein­for­dern und prak­ti­zie­ren, fin­den zuneh­mend Gehör. Natio­na­le Initia­ti­ven wie die bra­si­lia­ni­sche Bewe­gung der Land­lo­sen (MST in por­tu­gie­si­scher Abkür­zung) sind auf der Basis jah­re­lan­ger Kampf­erfah­rung fest eta­bliert und kön­nen beacht­li­che Erfol­ge vorweisen.1 Den gan­zen Bei­trag lesen

Lese­zeit: 9 Minu­ten

David gegen Goli­ath?

Beitrag vom 05. August 2009

Zwei unver­ein­ba­re Per­spek­ti­ven zur Zukunft der Welt­ernäh­rung Spä­tes­tens seit den »Brot­re­vol­ten« von 2007 und 2008, mit denen die Men­schen in rund 40 Län­dern auf die Explo­si­on der Lebens­mit­tel­prei­se reagier­ten, ist die Ernäh­rungs­kri­se ein blei­ben­des The­ma in den Medi­en und in der offi­zi­el­len Poli­tik. Dabei ist die Kri­se eher ein gigan­ti­scher Skan­dal, denn den all­jähr­lich neun Mil­lio­nen Hun­ger­to­ten und mehr als einer Mil­li­ar­de chro­nisch Hun­gern­der steht eine Nah­rungs­mit­tel­men­ge gegen­über, die genü­gen wür­de, um alle Men­schen aus­rei­chend zu ver­sor­gen. Folg­lich man­gelt es in ers­ter Linie an einem »glo­ba­len« poli­ti­schen Wil­len, ein Man­gel, der zum Bei­spiel in der Tole­rie­rung und viel­fach sogar För­de­rung der Flä­chen­kon­kur­renz zwi­schen Agro­treib­stoff- und Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on zum Aus­druck kommt. Doch das The­ma Welt­ernäh­rung steht nicht nur auf­grund von Preis­explo­sio­nen und Hun­ger­pro­tes­ten auf der Tages­ord­nung. Unter­schied­li­che Modell­rech­nun­gen pro­gnos­ti­zie­ren bei einer glo­ba­len Zunah­me der Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur von etwa drei Grad Cel­si­us regio­na­le Ern­te­ein­bu­ßen zwi­schen 20 und 50 Pro­zent, je nach­dem, ob man die Ern­te­aus­fäl­le infol­ge von Über­flu­tun­gen und Dür­re­pe­ri­oden mit ein­rech­net oder den...

Lese­zeit: 6 Minu­ten

Tag-Wolke

Tag Cloud