Naturschutz als Landraub – Betrachtungen zum Tag der Menschenrechte
Nationalparks bewahren die biologische Vielfalt. Gleichzeitig aber werden die dort lebenden Menschen verdrängt und ihrer Existenzgrundlage beraubt.
Von Peter Clausing
Am 10. Dezember wird alljährlich der Tag der Menschenrechte begangen. 1948 wurde an diesem Datum die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Nicht selten wird an diesem Tag vorrangig über die bürgerlichen und politischen Menschenrechte öffentlich nachgedacht, zu denen das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit zählen. Es ist auch der Todestag Alfred Nobels, der 1894, zwei Jahre vor seinem Ableben, den schwedischen Rüstungsbetrieb Bofors kaufte. Nichtsdestotrotz wird seit 1901 am 10. Dezember der Friedensnobelpreis vergeben.
Neue DVD: Über den Tellerrand – Ernährungssouveränität in Zeiten des Klimawandels
“Ernährungssouveränität” ist die zentrale Forderung der kleinbäuerlichen Bewegungen in Bangladesch. Angesichts von Klimawandel, Flächenknappheit und Landkonflikten setzen sie sich für eine gerechte Landverteilung und eine selbstbestimmte Agrarproduktion ein. Eigene Parzellen sowie kulturell und ökologisch angepasstes Saatgut sehen sie als Basis für die Nahrungsmittelversorgung. Die Bewegungen verfolgen ihre Ziele gegebenenfalls mit radikalen Mitteln: Sie besetzen und bewirtschaften Land, das ihnen laut Gesetz zusteht, aber aufgrund von Korruption nicht übertragen wird.
Kleinbauern leisten Widerstand
La Vía Campesina ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden
Von Peter Clausing
In der mit Tränengas gesättigten Luft von Seattle im Dezember 1999 dankten die Frauen von Vía Campesina der Welthandelsorganisation (WTO): Die Repressionsmaßnahmen während des WTO-Gipfels hätten die zahlreich zu den Protesten erschienenen KleinbäuerInnen zusammengeschmiedet. Auch wurde die globale Föderation widerständiger LandwirtInnen erst durch die Massenproteste und die Polizeigewalt gegen AktivistInnen in Seattle weltweit sichtbar, obwohl Vía Campesina schon sechs Jahre zuvor gegründet worden war.
Damals hatten Indigene und LandarbeiterInnen den Paradigmenwechsel erkannt, den Anfang der 1990er Jahre die Aufnahme landwirtschaftlicher Themen in die Verhandlungen des GATT-Abkommens (General Agreement on Tariffs and Trade) bedeutete. 1993 trafen sich daher 46 von ihnen im belgischen Mons und gründeten einen gemeinsamen Dachverband. Die im GATT-Abkommen getroffenen Vereinbarungen legten den Grundstein für die marktbasierte Zerstörung jener agrarpolitischen Strukturen und Programme, die die BäuerInnen in den Jahren zuvor in verschiedenen Ländern erkämpft hatten.
Jetzt Erschienen: Die Grüne Matrix – Naturschutz und Welternährung am Scheideweg
Grüne Matrix_Vorwort & Einleitung
Besprechungsexemplare und Anfragen zu Buchpräsentationen über pcl [ätt] jpberlin.de
Bill Gates in Afrika
Diesen Beitrag gibt es auch auf Französisch und Spanisch
Seit 2006 bemüht sich, relativ wenig beachtet, die „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika“, den profitablen Teil der afrikanischen Landwirtschaft in den Weltmarkt zu integrieren. Hinzu kommt, dass parallel dazu, ebenfalls in Afrika, seit 2010 versucht wird, eine wichtige Komponente agrarökologischer Anbauverfahren unter private Kontrolle zu bringen – die biologische Anreicherung von Stickstoff im Boden. Wiederum gehört die Bill & Melinda Gates-Stiftung zu den Hauptakteuren.
Von Peter Clausing
TEIL I
Land Control Grabbing: Besitz ist gut, Kontrolle ist besser
Obwohl Mexiko für das klassische Land Grabbing ein untypischer Fall ist, spielt das Phänomen eine durchaus beachtliche Rolle, wenn man den Blickwinkel erweitert und Land Control Grabbing einbezieht. Bei einer solchen Erweiterung des Blickwinkels wird deutlich, dass auf diese Weise in Mexiko inzwischen 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Dritte kontrolliert werden. Näheres dazu in einem Beitrag in der ILA. Umgekehrt gibt es zaghafte Versuche von Regierungen bestimmter Länder, Land Grabbing durch gesetzlich Regelungen bzw. Moratorien einzudämmen. Daran knüpft sich die Frage an, ob sich bäuerliches Wirtschaften und agrarökologische Methoden wie die Push-Pull-Technologie, die im subsaharischen Afrika 300 Millionen Menschen zugutekommen könnte, gegen die mit dem Landraub verbundene Großflächenproduktion behaupten können. Siehe dazu den Beitrag in Oekologie und Landbau.
Hunger und Verwüstung
Lebensmittelspekulation, Land Grabbing und Agrotreibstoffproduktion: Drei aktuelle Instrumente zur Renditemaximierung verursachen Nahrungsmangel und Verödung von Böden
von Peter Clausing
Die DWS Investments, eine Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, frohlockte vor einiger Zeit auf ihrer Website: »Die rasant wachsende Weltbevölkerung, (…) Land- und Wasserknappheit – all das sind Punkte, die für überdurchschnittlich gute Perspektiven der Agrarwirtschaft sprechen.« Derlei Sprüche sind in der Welt der Investmentbanker inzwischen häufig zu finden. Die Fondsmanager bieten den Investoren sogenannte Alpha-Renditen von bis zu 25 Prozent jährlich. Die Angst vor »Brotrevolten« (Food Riots), die in den Jahren 2007/2008 die Welt erschütterten, scheint verflogen. Damals, als sich die Preise für Reis, Mais und andere Getreidearten innerhalb von ein, zwei Jahren verdoppelten oder gar verdreifachten, gab es Hungerproteste in über 40 Ländern.1 Im Jahr 2009 reduzierten sich die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel auf das Durchschnittsniveau von 2007, aber seit 2011 liegen sie sogar über dem Wert von 2008.
Bodenrausch (Rezension)
Das Buch „Bodenrausch“ von Wilfried Bommert erfüllt die Erwartungen des (rezensierenden) Lesers nicht
Peter Clausing
Vor rund vier Jahren begannen im globalen Süden fieberhafte Landkäufe, die bis heute anhalten. Nach einer Reihe von Studien durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Hilfswerke und selbst Regierungsstellen ist Wilfried Bommerts „Bodenrausch“ nun das erste deutschsprachige Buch zu dem Thema, das in einem größeren Verlagshaus erschien. Es ist faktenreich und vermittelt einen breiten, wenngleich nicht unproblematischen Überblick. In vier Teilen befasst es sich mit dem Phänomen des Land Grabbing, seinen Triebkräften, Alternativen zur industriellen Landwirtschaft, und unterbreitet Vorschläge, wie das Ganze gestoppt werden könnte.
Nahrungsmittelspekulation: Deutsche Bank will Dokumentarfilm zensieren
Die Deutsche Bank will einem Film des »Zentrums für Politische Schönheit« verbieten und hat angekündigt, mit juristischen Mitteln gegen den Film über Nahrungsmittelspekulation vorzugehen. In dem Film hatte der Pressesprecher der Deutschen Bank, Frank Hartmann, auf die Nachfrage, ob seine Argumentation nicht auf die zynische Auffassung hinauslaufe, dass die Menschen in Afrika an ihrem Hunger selbst schuld seien geantwortet: »Natürlich sind die selbst schuld!«
Jetzt die Filme kopieren, über die sozialen Netzwerke teilen und auf eigenen Homepages einstellen!
Pressemitteilung dazu:
https://www.dfg-vk.de/aktuelles/informationen-der-friedensbewegung/2011/722
Video-Link:
https://www.youtube-nocookie.com/embed/rQ7cXnsCh0E
Das Video selbst:
Hunger – Katastrophe, Protest und Medienereignis
Wo liegen die Gründe für die skandalöse Diskrepanz zwischen Produktion und Versorgung?
Von Peter Clausing
Hunger ist die Alltagsrealität für ein Sechstel der Menschheit und – hungerbedingte Krankheiten mitberücksichtigt – die Todesursache für 10 Millionen Menschen jährlich. Spätestens seit der Explosion der Nahrungsmittelpreise 2007/2008 ist klar, dass das Milleniums-Entwicklungsziel, den Anteil der Menschen, die Hunger leiden, von 1990 bis 2015 zu halbieren, nicht annähernd erreicht werden wird. Statt zu einer Reduzierung kam es 2008 zu einem Anstieg der Zahl der Hungernden. Dabei wird Jahr für Jahr genügend produziert, um – statistisch betrachtet – alle Menschen mit ausreichend Nahrung zu versorgen.