Huma­ni­tä­re Hil­fe instru­men­ta­li­siert

Beitrag vom 11. August 2009

Ein­fluß der Geld­ge­ber beim WFP ist spür­bar: Ent­sor­gung von Über­pro­duk­ti­on, Ver­brei­tung gen­ma­ni­pu­lier­ten Saat­guts und Mili­tär­ein­satz Da sich das World Food Pro­gram (WFP) aus­schließ­lich aus frei­wil­li­gen Bei­trä­gen finan­zie­ren muß und die Hälf­te des Gel­des (vor allem) von den USA und der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on kommt, muß damit gerech­net wer­den, daß die­se ver­su­chen, ihren Ein­fluß gel­tend zu machen. Eine bevor­zug­te Bedie­nung jener Kri­sen­re­gio­nen, in denen der Wes­ten sei­ne Hand­lungs­schwer­punk­te sieht, über­rascht des­halb nicht. Das Bud­get des WFP reicht ohne­hin nur für zehn Pro­zent der eine Mil­li­ar­de hun­gern­den Men­schen. Auch ande­re Indi­zi­en deu­ten dar­auf hin, daß das WFP kei­ne »selbst­lo­se« Orga­ni­sa­ti­on ist, son­dern für bestimm­te Zwe­cke instru­men­ta­li­siert wird. In der Ver­gan­gen­heit geriet das Welt­ernäh­rungs­pro­gramm wie­der­holt wegen des Ver­suchs in die Kri­tik, bedürf­ti­gen Län­dern gen­tech­nisch ver­än­der­te Nah­rungs­mit­tel auf­zu­zwin­gen, ins­be­son­de­re Gen­mais. Die­se Lie­fe­run­gen kamen in der Regel aus den USA und hat­ten den Bei­geschmack, daß mit »Sach­spen­den« die eige­ne Über­pro­duk­ti­on ent­sorgt wird, anstatt durch Geld­bei­trä­ge dem WFP den Kauf von Lebens­mit­teln auf regio­na­ler Ebe­ne zu ermög­li­chen...

Lese­zeit: 2 Minu­ten

David gegen Goli­ath?

Beitrag vom 05. August 2009

Zwei unver­ein­ba­re Per­spek­ti­ven zur Zukunft der Welt­ernäh­rung Spä­tes­tens seit den »Brot­re­vol­ten« von 2007 und 2008, mit denen die Men­schen in rund 40 Län­dern auf die Explo­si­on der Lebens­mit­tel­prei­se reagier­ten, ist die Ernäh­rungs­kri­se ein blei­ben­des The­ma in den Medi­en und in der offi­zi­el­len Poli­tik. Dabei ist die Kri­se eher ein gigan­ti­scher Skan­dal, denn den all­jähr­lich neun Mil­lio­nen Hun­ger­to­ten und mehr als einer Mil­li­ar­de chro­nisch Hun­gern­der steht eine Nah­rungs­mit­tel­men­ge gegen­über, die genü­gen wür­de, um alle Men­schen aus­rei­chend zu ver­sor­gen. Folg­lich man­gelt es in ers­ter Linie an einem »glo­ba­len« poli­ti­schen Wil­len, ein Man­gel, der zum Bei­spiel in der Tole­rie­rung und viel­fach sogar För­de­rung der Flä­chen­kon­kur­renz zwi­schen Agro­treib­stoff- und Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on zum Aus­druck kommt. Doch das The­ma Welt­ernäh­rung steht nicht nur auf­grund von Preis­explo­sio­nen und Hun­ger­pro­tes­ten auf der Tages­ord­nung. Unter­schied­li­che Modell­rech­nun­gen pro­gnos­ti­zie­ren bei einer glo­ba­len Zunah­me der Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur von etwa drei Grad Cel­si­us regio­na­le Ern­te­ein­bu­ßen zwi­schen 20 und 50 Pro­zent, je nach­dem, ob man die Ern­te­aus­fäl­le infol­ge von Über­flu­tun­gen und Dür­re­pe­ri­oden mit ein­rech­net oder den...

Lese­zeit: 6 Minu­ten

Tur­bo­ko­lo­nia­lis­mus

Beitrag vom 28. April 2009

Vor knapp einem Jahr erober­ten Berich­te über Hun­ger­auf­stän­de als Fol­ge der explo­die­ren­den Lebens­mit­tel­prei­se in den Län­dern des Südens die Schlag­zei­len. Allein von Janu­ar bis Mai 2008 kam es in elf Län­dern Afri­kas, Asi­ens und der Kari­bik zu der­ar­ti­gen Revol­ten. Von den zum Teil gewalt­sa­men, vor allem aber gewalt­sam unter­drück­ten Pro­tes­ten wur­de denen in Kame­run (Febru­ar 2008) und Hai­ti (April 2008) die meis­te Beach­tung geschenkt. Nach kur­zer Zeit wur­de das The­ma durch die ers­ten Ein­ge­ständ­nis­se einer welt­wei­ten Finanz- und Wirt­schafts­kri­se von den Titel­sei­ten der Welt­pres­se ver­drängt. Die Prei­se für land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te sind inzwi­schen wie­der deut­lich gesun­ken. Zum Bei­spiel wird von der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on der Preis für eine Ton­ne Mais mit 170 US-Dol­lar ange­ge­ben, gegen­über 240 Dol­lar im April vori­gen Jah­res. Ähn­lich beim Wei­zen, für den die Welt­markt­prei­se vor zwölf Mona­ten rund 60 Pro­zent höher lagen. Deu­tet dies auf eine Ent­span­nung im Ernäh­rungs­sek­tor hin? Die Exper­ten sagen nein. Man ist sich einig, daß die Welt­ernäh­rungs­si­tua­ti­on einer dra­ma­ti­schen Zuspit­zung ent­ge­gen­steu­ert. Dar­an ändert weder der...

Lese­zeit: 9 Minu­ten

Die welt­wei­ten Hun­ger­re­vol­ten (Food Riots) 2007/2008

Beitrag vom 01. Dezember 2008

Egal, ob man das deut­sche Wort „Hun­ger­re­vol­te“ oder den eng­li­schen Begriff „Food Riot“ bevor­zugt − bei­de Begrif­fe cha­rak­te­ri­sie­ren die Erschei­nung nur unvoll­kom­men. Walt­on und Sed­don (1994) bele­gen ein­drucks­voll, dass zwar eine enge all­ge­mei­ne Bezie­hung zwi­schen Food Riots und Preis­er­hö­hun­gen für bzw. Ver­knap­pun­gen von Lebens­mit­teln bestand. Eine unmit­tel­ba­re zeit­li­che Ver­knüp­fung zu Hun­ger als sozia­lem Phä­no­men (Hun­gers­not) bestand jedoch oft­mals nicht. Die bei­den Autoren, die sich vor allem mit den Food Riots der 70er und 80er Jah­re im Kon­text der vom Inter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds (IWF) ver­ord­ne­ten Struk­tur­an­pas­sungs­pro­gram­me befass­ten, kamen zu dem Schluss, dass der Zugang zu Lebens­mit­teln in der Regel nur einer von meh­re­ren Grün­den für den Aus­bruch von Hun­ger­re­vol­ten war. Food Riots haben eine Jahr­hun­der­te alte Tra­di­ti­on. Vie­les, was Walt­on und Sed­don für die 70er und 80er Jah­re beschrei­ben, trifft auch auf die aktu­el­len Vor­gän­ge zu. Auch die Food Riots des 18. und 19. Jahr­hun­derts in Eng­land und Frank­reich las­sen sich mit den aktu­el­len ver­glei­chen. Sie beglei­te­ten glei­cher­ma­ßen den Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus des 18./19....

Lese­zeit: 11 Minu­ten

Gepflanz­te Pro­fi­te

Beitrag vom 16. Oktober 2008

Der heu­ti­ge 16. Okto­ber wur­de 1979 zum Welt­ernäh­rungs­tag erklärt. Es ist der Grün­dungs­tag der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (FAO) der Ver­ein­ten Natio­nen, die im Jahr 1945 an die­sem Tag geschaf­fen wur­de. Der Welt­ernäh­rungs­tag steht jedes Jahr unter einem beson­de­ren The­ma. Im vori­gen Jahr lau­te­te das Mot­to »Das Recht auf Nah­rung ist kei­ne Uto­pie«. Die rea­le Poli­tik der FAO dis­qua­li­fi­ziert die­ses Mot­to zur hoh­len Phra­se, denn die­ses Recht ist unlängst für wei­te­re zig Mil­lio­nen Men­schen zur Uto­pie gewor­den. Es ist seit län­ge­rem bekannt, daß das sowohl vom Welt­ernäh­rungs­gip­fel 1996 als auch von der »Mill­en­ni­ums­er­klä­rung« der UNO im Jahr 2000 defi­nier­te Ziel, die Zahl der chro­nisch hun­gern­den Men­schen bis zum Jahr 2015 zu hal­bie­ren, nicht erreicht wird. Mitt­ler­wei­le zeich­net sich ab, daß es nicht ein­mal gelin­gen wird, die­se Zahl kon­stant zu hal­ten. Laut FAO erhöh­te sich zwi­schen 1992 und 2005 die Zahl der chro­nisch Hun­gern­den zunächst von 842 auf 848 Mil­lio­nen Men­schen, um dann im Jahr 2007 sprung­haft auf 943 Mil­lio­nen zu stei­gen. Eine wei­te­re...

Lese­zeit: 9 Minu­ten

Agro­treib­stof­fe

Beitrag vom 01. Juni 2008

Der ulti­ma­ti­ve Angriff auf die Ernäh­rungs­si­cher­heit „Hun­ger­re­vol­ten“ heißt das neue Schreck­ge­spenst, das füh­ren­de Poli­ti­ker der Nord­halb­ku­gel in Atem hält − Hun­ger­re­vol­ten in 20 Ländern1 auf­grund explo­die­ren­der Grund­nah­rungs­mit­tel­prei­se. Das hat sozia­le Insta­bi­li­tät mit den von der offi­zi­el­len Poli­tik gefürch­te­ten Aus­wir­kun­gen zur Fol­ge: Unsi­cher­heit für Direkt­in­ves­ti­tio­nen in den kri­sen­ge­schüt­tel­ten Län­dern, Zulauf für al-Qai­da, erhöh­ter Migra­ti­ons­druck. „Wenn es zu einem Klas­sen­kampf kommt, dann unter­mi­niert das die Sta­bi­li­tät der Gesell­schaft“, zitiert Bernd Musch- Borows­ka in einer ARD-Kor­re­spon­denz Ifzal Ali, den Chef-Öko­no­men der Asia­ti­schen Ent­wick­lungs­bank. In Ägyp­ten, Indo­ne­si­en und Paki­stan wur­de Mili­tär ein­ge­setzt, um Mehl­trans­por­te zu bewa­chen. Die ban­ge Fra­ge bei den hie­si­gen Poli­ti­kern schließt sich an: Wird die „Fes­tung Euro­pa“ stand­hal­ten? Die Explo­si­on der Prei­se bei den Grund­nah­rungs­mit­teln ist zwar mul­ti­fak­to­ri­ell bedingt, aber die Agro­treib­stoff- Bonan­za hat einen signi­fi­kan­ten Anteil dar­an. Dies ist umso pro­ble­ma­ti­scher, da zudem auch die Agro­treib­stof­fe, ent­ge­gen der offi­zi­el­len Pro­pa­gan­da, kaum einen Bei­trag zur Redu­zie­rung der CO2-Emis­sio­nen leis­ten. „Hun­ger­re­vol­ten“ heißt das neue Schreck­ge­spenst, das füh­ren­de Poli­ti­ker der Nord­halb­ku­gel in Atem...

Lese­zeit: 9 Minu­ten

Vol­le Tanks – lee­re Tel­ler

Beitrag vom 28. April 2008

Eine neue Indus­trie garan­tiert gigan­ti­sche Pro­fi­te – »Bio«kraftstoffe schä­di­gen die Umwelt mehr als bis­her, Lebens­mit­tel­prei­se explo­die­ren, Drit­te-Welt-Län­der wer­den durch Mono­kul­tu­ren in den Ruin getrie­ben. »Gabri­el zieht beim Bio­sprit die Not­brem­se!« So oder ähn­lich lau­te­ten vor drei Wochen die Schlag­zei­len auf den Titel­sei­ten des deut­schen Blät­ter­walds. Wer naiv genug war zu glau­ben, daß bei Umwelt­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el die Ein­sicht in den öko­lo­gi­schen Unsinn und in die kata­stro­pha­len sozia­len Fol­gen dazu geführt hät­ten, beim Geschäft mit Agro­treib­stof­fen die Not­brem­se zu zie­hen, wur­de ent­täuscht. Nicht die Vor­stel­lung, daß sich wegen des Agro­kraft­stoff-Hypes die Zahl der chro­nisch Hun­gern­den bis zum Jahr 2025 von der­zeit 820 Mil­lio­nen auf 1,2 Mil­li­ar­den erhö­hen könn­te, führ­te zu der Ent­schei­dung, die Bei­mi­schungs­ver­ord­nung für »Bio«sprit ein­zu­frie­ren. Nein, es war die erschre­cken­de Vor­stel­lung, daß drei­ein­halb Mil­lio­nen Auto­fah­rer im Wahl­jahr 2009 den teu­ren »SuperPlus«-Kraftstoff tan­ken müß­ten, die den zum Bun­des­um­welt­mi­nis­ter avan­cier­ten ehe­ma­li­gen Pop­mu­sik­be­auf­trag­ten der SPD-Frak­ti­on zu die­sem Schritt bewog. Die »Road­map Bio­kraft­stof­fe«, wie das Vor­ha­ben im Okto­ber 2007 in einer gemein­sa­men Erklä­rung...

Lese­zeit: 9 Minu­ten

Geschäfts­in­ter­es­sen gegen Men­schen­rech­te:
Die mexi­ka­ni­sche Gen-Mais­kon­tro­ver­se

Beitrag vom 01. Dezember 2005

Auf der dies­jäh­ri­gen Mexi­ko-Tagung in Bad Boll, die vom 14. bis 16.10. unter dem The­ma „Gen­mais und Was­ser­pri­va­ti­sie­rung – eine Bedro­hung für die Men­schen­rech­te“ statt­fand, kam es zu kon­tro­ver­sen Dis­kus­sio­nen zwi­schen einem Tagungs­teil­neh­mer und den zu die­sem The­ma ein­ge­la­de­nen mexi­ka­ni­schen Gäs­ten, Aldo Gon­zá­lez Rojas (UNOSJO) und Ana de Ita (CECCAM). Der dor­ti­ge Dis­put reflek­tier­te die inter­na­tio­na­le Kon­tro­ver­se zu die­sem The­ma, die mit einer unlängst ver­öf­fent­lich­ten, frag­wür­di­gen Stu­die erneut auf­flamm­te. Gen­tech­nisch ver­än­der­ter (Gen-) Mais wird in den USA seit 1996 kom­mer­zi­ell ange­baut. Sein Anteil belief sich im Jahr 2000 auf 25% und im Jahr 2003 auf 40% der Mais­an­bau­flä­che der USA. Mexi­ko impor­tier­te in letz­ter Zeit jähr­lich 5-7 Mio t Mais von sei­nem nörd­li­chen Nach­barn. Die Impor­te unter­lie­gen kei­ner Kenn­zeich­nungs­pflicht, so dass der Gen-Mais-Anteil am Gesamt­im­port weder über­prüft wird noch bekannt ist. Zwar erließ die mexi­ka­ni­sche Regie­rung im Jahr 1998 ein Ver­bot für Anbau und Feld­ver­su­che mit Gen-Mais, unter­nahm aber kei­ne wei­te­ren Anstren­gun­gen, um die boden­stän­di­gen Mais­sor­ten im Ursprungs­land die­ser Nutz­pflan­ze...

Lese­zeit: 5 Minu­ten

Freie Saat statt toter Ern­te

Beitrag vom 28. Oktober 2005

Die Agrar­in­dus­trie setzt wei­ter­hin auf Ver­fah­ren zur gen­tech­ni­schen Saat­gut­ste­ri­li­sie­rung. Doch erneut for­miert sich Wider­stand gegen die Ter­mi­na­tor-Tech­no­lo­gie Kill­er­gen im Saat­gut: Wie Ter­mi­na­tor tötet Das Ter­mi­na­tor-Prin­zip basiert auf drei in die Pflan­ze ein­ge­bau­ten Genen. Zwei der drei Gene wir­ken zusam­men, um zunächst beim Saat­gut­her­stel­ler die töd­li­che Wir­kung des drit­ten Gens zu unter­drü­cken. Das Kill­er­gen schließ­lich wird bei der Pro­duk­ti­on des vom Agrar­kon­zern zu ver­kau­fen­den Saat­guts durch einen äuße­ren Sti­mu­lus akti­viert (z.B. durch Besprü­hen der rei­fen Saat­gut­pflan­zen mit einer bestimm­ten Sub­stanz). Es übt sei­ne ste­ri­li­sie­ren­de Wir­kung aller­dings erst in der nächs­ten Samen­ge­ne­ra­ti­on aus, d. h. im Ern­te­gut der Bäue­rin­nen und Bau­ern. Die Ter­mi­na­tor-Tech­no­lo­gie ist in den bis­her ein­ge­reich­ten Paten­ten als theo­re­ti­sches Kon­zept beschrie­ben, und der Ein­bau der Gene wur­de in Reagenz­glas­ver­su­chen erprobt. Mitt­ler­wei­le wer­den in den USA Ent­wick­lungs­ar­bei­ten auf dem Niveau von Gewächs­haus­ver­su­chen durch­ge­führt. 
 Gen­tech­nik ist ange­wand­te Mole­ku­lar­bio­lo­gie, die gezielt ent­wi­ckelt wur­de, nach­dem in den USA die »gro­be« Euge­nik in den 20er/30er Jah­ren geschei­tert war.1 Die »gro­be« Euge­nik war mit der...

Lese­zeit: 6 Minu­ten

Tag-Wolke

Tag Cloud