Gly­pho­sat-Krebs­stu­di­en an Mäu­sen – Argu­men­te der EU-Behör­de ohne Grund­la­ge

Beitrag vom 16.12.2015

Von Peter Claus­ing Am 12. Novem­ber ver­öf­fent­lich­te die Euro­päi­sche Agen­tur für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (EFSA) ihre Schluss­fol­ge­rung zur Bewer­tung des Her­bi­zid­wirk­stoffs Gly­pho­sat, der von der WHO-Agen­tur für Krebs­for­schung (IARC) als „wahr­schein­lich krebs­er­re­gend beim Men­schen“ ein­ge­stuft wur­de, was eine wei­te­re Geneh­mi­gung die­ses Wirk­stoffs in Euro­pa mit größ­ter Wahr­schein­lich­keit aus­ge­schlos­sen hät­te, wenn die EFSA sich die­ser wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Bewer­tung ange­schlos­sen hät­te – hat sie aber nicht. Anfang Dezem­ber 2015 wur­de der ent­schei­den­de Teil der EFSA-Schluss­fol­ge­run­gen, jene zu den Krebs­stu­di­en an Labor­mäu­sen, einer kri­ti­sche Ana­ly­se unter­zo­gen. Zu die­sem 10-sei­ti­gen eng­lisch­spra­chi­gen Doku­ment gibt es jetzt die nach­ste­hen­de deut­sche Zusam­men­fas­sung. In allen fünf vali­den Krebs­stu­di­en an Mäu­sen wur­de bei Anwen­dung des von der OECD emp­foh­le­nen Cochran-Armi­ta­ge-Trend Tests eine signi­fi­kan­te Erhö­hung der Tumor­ra­te bei einem oder meh­re­ren Tumor­ty­pen fest­ge­stellt, womit das Kri­te­ri­um „aus­rei­chen­de Nach­wei­se beim Tier“, der CLP-Ver­ord­nung (1272/2008, Annex I; 3.6.2.2.3) erfüllt ist. Die EFSA bestrei­tet dies mit fol­gen­den Argu­men­ten: Feh­len­de sta­tis­ti­sche Signi­fi­kanz bei Anwen­dung paar­wei­ser Ver­glei­che Die­se Behaup­tung ent­behrt der Grund­la­ge. Die OECD emp­fiehlt seit 2012...

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Pri­va­te Stif­tun­gen – Speer­spit­ze der glo­ba­len Agrar­kon­zer­ne?

Beitrag vom 14.12.2015

Von Peter Claus­ing Die „neu­en Phil­an­thro­pen“, wie sich die Mil­li­ar­dä­re des 21. Jahr­hun­derts nen­nen, schaf­fen mit ihren Stif­tun­gen unter Umge­hung demo­kra­ti­scher Ent­schei­dungs­pro­zes­se die Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­deh­nung der Märk­te trans­na­tio­na­ler Kon­zer­ne. Ver­brämt durch einen Dis­kurs der Armuts­be­kämp­fung, för­dern sie die Ent­ste­hung einer neu­en agra­ri­schen Mit­tel­schicht im sub­sa­ha­ri­schen Afri­ka, die aus­rei­chend zah­lungs­kräf­tig ist, um sich die Seg­nun­gen einer neu­en Grü­nen Revo­lu­ti­on leis­ten zu kön­nen. Man­gel an Demo­kra­tie ist eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung dafür. Zwar behaup­tet die Grü­ne Revo­lu­ti­on 2.0, dass sie die afri­ka­ni­schen Klein­bäue­rIn­nen aus der Armuts­fal­le zie­hen wol­le, doch gera­de die­se pro­fi­tie­ren nicht davon! Die eigent­li­chen Nutz­nie­ßer des neu­en land­wirt­schaft­li­chen Booms sind – wie Unter­su­chun­gen in Kenia und Sam­bia zei­gen – rei­che Städ­ter, in der Mehr­zahl Regie­rungs­an­ge­stell­te, die sich in die Land­wirt­schaft ein­kau­fen. Das ers­te Anzei­chen für eine neue „Grü­ne Revo­lu­ti­on“ gab es 1997, als Gor­don Con­way, der kurz dar­auf zum Prä­si­den­ten der Rocke­fel­ler-Stif­tung ernannt wur­de, sein Buch „The Dou­bly Green Revo­lu­ti­on: Food for All in the Twen­ty-first Cen­tu­ry”, ver­öf­fent­lich­te (1)....

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Die Gly­pho­sat-Kon­tro­ver­se

Beitrag vom 19.8.2015

Zum Streit um die Wie­der­zu­las­sung des Pflan­zen­gif­tes in der EU nach der WHO-War­nung vor Krebs­ge­fahr Von Peter Claus­ing Anfang August teil­te die Euro­päi­sche Behör­de für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (Euro­pean Food Secu­ri­ty Aut­ho­ri­ty, EFSA) mit, man wer­de sich mehr Zeit als geplant für eine Emp­feh­lung zur Neu­zu­las­sung des Unkraut­ver­nich­ters Gly­pho­sat las­sen. Die Ein­schät­zung der Exper­ten wer­de nicht, wie ursprüng­lich vor­ge­se­hen, am 13. August abge­ge­ben, son­dern erst Ende Okto­ber oder Anfang Novem­ber, sag­te ein Efsa-Spre­cher am 5. August am Sitz der Behör­de im ita­lie­ni­schen Par­ma. Pes­ti­zid­wirk­stof­fe unter­lie­gen in der Euro­päi­schen Uni­on alle zehn Jah­re einem Wie­der­zu­las­sungs­ver­fah­ren, bei dem alle neu hin­zu­ge­kom­me­nen Erkennt­nis­se über mög­li­che Risi­ken für Gesund­heit und Umwelt zu berück­sich­ti­gen sind. Die­se Rege­lung ist ein Erfolg des jahr­zehn­te­lan­gen Kamp­fes von Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen. Sie hat aber nur bedingt zu einer Redu­zie­rung des Ein­sat­zes von Gif­ten in der Land­wirt­schaft bei­getra­gen, die gegen Pflan­zen (Her­bi­zi­de), Schäd­lin­ge (Insek­ti­zi­de) oder Pil­ze (Fun­gi­zi­de) wir­ken. Die Ter­min­ver­schie­bung bei der EFSA ist ein Indiz dafür, dass hin­ter den Kulis­sen hef­ti­ge Debat­ten statt­fin­den....

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Land­g­rab­bing

Beitrag vom 29. Mai 2015

Auf den 5. Hep­pen­hei­mer Tagen zur christ­li­chen Gesell­schafts­ethik ging es um Fra­gen des Boden­ei­gen­tums aus unter­schied­lichs­ten Per­spek­ti­ven The­sen zum The­ma Land­g­rab­bing von Peter Claus­ing 1. Einer­seits wird die Ver­ab­schie­dung der frei­wil­li­gen Leit­li­ni­en der FAO (Vol­un­t­a­ry Gui­de­lines on the Respon­si­ble Gover­nan­ce of Land, Fishe­ries and Forests in the Con­text of Natio­nal Food Secu­ri­ty) im Jahr 2012 als gro­ßer Erfolg betrach­tet, auch des­halb, weil die­se Leit­li­ni­en sehr bald nach dem kri­ti­sier­ten Welt­bank­be­richt zum The­ma Land­g­rab­bing (Dei­nin­ger und Byer­lee 2011) ver­ab­schie­det wur­de. Ande­rer­seits kann Land­g­rab­bing nicht los­ge­löst von ande­ren Poli­tik­fel­dern betrach­tet wer­den, die das Land­g­rab­bing bedin­gen bzw. beein­flus­sen oder selbst vom Land­g­rab­bing beein­flusst wer­den. Dazu gehö­ren u.a.: – Han­dels­po­li­tik all­ge­mein, ins­be­son­de­re aber die Libe­ra­li­sie­rung von Bör­sen­ge­schäf­ten mit Nah­rungs­mit­teln (Spe­ku­la­ti­on); – Poli­tik bezüg­lich Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten (Fleisch­kon­sum, Ver­geu­dung von Lebens­mit­teln, Dum­ping­prei­se); – Kli­ma-, Ener­gie- und Bio­di­ver­si­täts­po­li­tik (Agro­treib­stof­fe, Land­nut­zungs­än­de­run­gen, Schutz­ge­bie­te); – För­de­rung bestimm­ter Model­le land­wirt­schaft­li­cher Pro­duk­ti­on (unge­nü­gen­de bzw. nur Ali­bi-mäßi­ge För­de­rung von Alter­na­ti­ven zu input-inten­si­ver, pro­fit-ori­en­tier­ter Land­wirt­schaft); – Migra­ti­ons­po­li­tik; – Infor­ma­ti­ons­po­li­tik (Bei­spiel: das Feh­len öko­no­mi­scher Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, inklu­si­ve...

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Viel Macht für weni­ge

Beitrag vom 23. Mai 2015

Unter dem Titel »Wer hat die Macht?« wur­de anläss­lich des G-7-Gip­fels eine Stu­die des Fair Trade Advo­ca­cy Office Brüs­sel zu Macht­kon­zen­tra­ti­on und unlau­te­ren Han­dels­prak­ti­ken in die­sen Wert­schöp­fungs­ket­ten vor­ge­legt. Von Peter Claus­ing Wenn sich am 7. und 8. Juni die Staats- und Regie­rungs­chefs der G-7-Län­der auf Schloss Elmau in Ober­bay­ern tref­fen, wird auch die Gestal­tung von Han­dels- und Lie­fer­ket­ten ein Gesprächs­the­ma sein. Die­se Struk­tu­ren wer­den gern als Wert­schöp­fungs­ket­ten bezeich­net, was sug­ge­riert, dass alle Betei­lig­ten etwas abbe­kom­men. Beson­ders jene Pro­zes­se, die unse­re Ernäh­rung berüh­ren, spie­len eine wich­ti­ge Rol­le. Doch die »Wert­schöp­fung« ist ungleich ver­teilt. Am einen Ende der Ket­te befin­den sich 2,5 Mil­li­ar­den Men­schen, deren Ein­kom­men von der Land­wirt­schaft abhängt. Ein Groß­teil von ihnen trägt dazu bei, dass die glo­ba­len Waren­strö­me flie­ßen, oder wird von die­sen beein­flusst. Am ande­ren Ende: 3,5 Mil­li­ar­den Men­schen, die in Städ­ten leben und folg­lich ihre Lebens­mit­tel kau­fen müs­sen. Dazwi­schen agie­ren die­je­ni­gen, die den über­wie­gen­den Teil des (Mehr-)Wertes abschöp­fen: die Händ­ler, die Aktio­nä­re der Agrar- und Lebens­mit­tel­in­dus­trie und...

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Löst Gly­pho­sat Krebs aus? – Wich­ti­ge Lücke in Risi­ko­be­wer­tung deut­scher Behör­de

Beitrag vom 15.04.2015

Ham­burg und Mün­chen, 15.04.2015. Eine aktu­el­le Recher­che des Pes­ti­zid Akti­ons-Netz­werks (PAN Ger­ma­ny) deckt eine wich­ti­ge Lücke bei der Risi­ko­be­wer­tung von Gly­pho­sat durch das Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung (BfR) auf. Dem­nach gibt es der­zeit min­des­tens zehn Stu­di­en, die zei­gen, dass Gly­pho­sat in Zel­len soge­nann­ten „oxi­da­tiv­en Stress“ aus­löst, der auch zur Krebs­ent­ste­hung füh­ren kann. Die­sen Wir­kungs­me­cha­nis­mus hat das BfR jedoch außer Acht gelas­sen. Die­ses Ver­säum­nis könn­te ein Grund dafür sein, dass das BfR, anders als ein inter­na­tio­na­les Gre­mi­um der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO), zu dem Schluss kommt, dass Gly­pho­sat nicht krebs­er­re­gend ist. Der Toxi­ko­lo­ge Dr. Peter Claus­ing, der für das Pes­ti­zid Akti­ons-Netz­werk e. V. (PAN Ger­ma­ny) die vor­lie­gen­den Stu­di­en bewer­tet hat­te, kri­ti­siert: „Das BfR geht nur auf zwei Publi­ka­tio­nen zum The­ma oxi­da­tiv­er Stress ein, aller­dings nicht im Zusam­men­hang mit einer mög­li­chen Krebs­ent­ste­hung. Min­des­tens acht wei­te­re Unter­su­chun­gen aus den Jah­ren 2005 bis 2013, die über die Erzeu­gung von oxi­da­tiv­em Stress durch Gly­pho­sat an Wir­bel­tie­ren wie Fischen, Kaul­quap­pen, Mäu­sen und Rat­ten berich­ten, fan­den über­haupt kei­ne Erwäh­nung. Befun­de...

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Lan­dun­ge­rech­tig­keit: Hun­ger und Migra­ti­on

Beitrag vom 10.2.2015

Der chro­ni­sche Nah­rungs­man­gel im sub­sa­ha­ri­schen Afri­ka hängt mit der Ungleich­heit im Besitz von Grund und Boden zusam­men. Eine Abwan­de­rung in die Städ­te lin­dert die Not in der Regel nicht. Von Peter Claus­ing In den Län­dern süd­lich der Saha­ra, dem soge­nann­ten sub­sa­ha­ri­sche Afri­ka, leben über 200 Mil­lio­nen chro­nisch hun­gern­de Men­schen – das sind etwa 30 Pro­zent der dor­ti­gen Bevöl­ke­rung. Davon sind vor allem die auf dem Land leben­den Men­schen betrof­fen, für die »chro­ni­scher Hun­ger« zumeist bedeu­tet, dass er all­jähr­lich wie­der­kehrt, näm­lich dann, wenn die eige­nen Vor­rä­te zur Nei­ge gehen und das Geld nicht reicht, um zusätz­li­che Lebens­mit­tel zu kau­fen. Die­se Peri­ode kann meh­re­re Wochen bis meh­re­re Mona­te dau­ern – je nach­dem wie die vor­he­ri­ge Ern­te aus­fiel. Typisch ist das für Betrie­be, bei denen die land­wirt­schaft­lich bear­bei­te­te Flä­che unter einer Grö­ße von zwei Hekt­ar liegt. 80 Pro­zent der afri­ka­ni­schen Bäue­rin­nen und Bau­ern bewirt­schaf­ten der­art klei­ne Flä­chen und ernäh­ren damit mehr schlecht als recht eine oft­mals sechs- bis acht­köp­fi­ge Fami­lie. In Mala­wi zum...

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Die lan­ge Grü­ne Revo­lu­ti­on

Beitrag vom 26.12.2014

von Raj Patel In einer 63-sei­ti­gen Ana­ly­se, die Anfang 2013 erschien, beschäf­tigt sich der bri­ti­sche Sozio­lo­gie­pro­fes­sor Raj Patel fak­ten­reich mit den Mythen der Grü­nen Revo­lu­ti­on. Der nach­ste­hen­de Text ist zugleich Aus­zug und Kon­den­sat die­ser umfang­rei­chen Über­sichts­ar­beit. His­to­risch betrach­tet erstreck­te sich die Grü­ne Revo­lu­ti­on über die Zeit von 1940 bis 1970, auch wenn die Pro­zes­se der kapi­ta­lis­ti­schen Akku­mu­la­ti­on, Ent­eig­nung, Inves­ti­ti­on und Inno­va­ti­on in der Land­wirt­schaft – die erst zwei Jah­re vor ihrem offi­zi­el­len Ende „Grü­ne Revo­lu­ti­on“ genannt wur­den – bereits frü­her statt­fan­den und sich weit über 1970 fort­setz­ten. Die Väter der Grü­nen Revo­lu­ti­on konn­ten ihre Zie­le nicht belie­big durch­set­zen, son­dern muss­ten unter Nut­zung staat­li­cher Mit­tel den oft­mals kol­lek­tiv orga­ni­sier­ten Wider­stand der armen länd­li­chen Bevöl­ke­rung über­win­den. Um die Grü­ne Revo­lu­ti­on zu ver­ste­hen, soll­te man sie als bio­po­li­ti­schen und geo­po­li­ti­schen Pro­zess ver­ste­hen, für den die Rocke­fel­ler-Stif­tung zunächst Mexi­ko als Expe­ri­men­tier­feld aus­wähl­te. Das Gan­ze begann, als der US-Vize­prä­si­dent Hen­ry Wal­lace, zugleich Grün­der des heu­ti­gen Saat­gut­kon­zern Pio­neer Hi-Breed, im Novem­ber 1940 an der Amts­ein­füh­rung des...

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Ein dis­kur­si­ves Hun­ger­ge­spenst

Beitrag vom 1.10.2014

von Peter Claus­ing Nicht sel­ten ruft die Fra­ge, ob und unter wel­chen Bedin­gun­gen die wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung aus­rei­chend ernährt wer­den kann, Rat­lo­sig­keit und Unbe­ha­gen her­vor. Eine nega­ti­ve Ant­wort wür­de den Hun­ger­tod Hun­der­ter Mil­lio­nen Men­schen mit kaum vor­stell­ba­ren gesell­schaft­li­chen Fol­gen bedeu­ten. Schließ­lich sind schon heu­te zir­ka 850 Mil­lio­nen Men­schen unter­ernährt, was bedeu­tet, dass all­jähr­lich etwa 10 Mil­lio­nen Men­schen an Hun­ger oder sei­nen unmit­tel­ba­ren Fol­gen ster­ben. Die Fra­ge, was getan wer­den müss­te, um bei gleich­zei­tig wach­sen­der Welt­be­völ­ke­rung von die­sem Geno­zid weg­zu­kom­men, wird sehr unter­schied­lich beant­wor­tet. Zunächst ist fest­zu­hal­ten, dass ein all­ge­mei­ner Kon­sens dar­über besteht, dass die Welt­be­völ­ke­rung nach 2050 nur noch unwe­sent­lich zuneh­men wird. Zwar wer­den in 35 Jah­ren vor­aus­sicht­lich zwei Mil­li­ar­den (30 Pro­zent) mehr Men­schen auf der Erde leben als heu­te, jedoch bei ste­tig abneh­men­dem Bevöl­ke­rungs­wachs­tum. Nun ver­tre­ten Welt­bank und Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (FAO) die Ansicht, dass dann, wenn 30 Pro­zent mehr Men­schen die Welt bevöl­kern, 70 Pro­zent mehr Nah­rungs­mit­teln zur Ver­fü­gung ste­hen müss­ten. Die Dis­kre­panz zwi­schen den 70 und 30 Pro­zent wird mit...

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Das Stick­stoff-Dilem­ma

Beitrag vom 1.10.2014

Von Peter Claus­ing Im Jahr 1910 lie­ßen sich die BASF ein che­mi­sches Ver­fah­ren zur Ammo­ni­ak­syn­the­se aus Stick­stoff und Was­ser­stoff paten­tie­ren. Das von den spä­te­ren Nobel­preis­trä­gern Fritz Haber und Carl Bosch ent­wi­ckel­te Ver­fah­ren stellt laut Wiki­pe­dia das „bedeu­tends­te indus­tri­el­le Ver­fah­ren zur Umwand­lung des unre­ak­ti­ven Luft­stick­stoffs in eine nutz­ba­re Stick­stoff­ver­bin­dung (dar)“. Dies ist ein ener­gie­in­ten­si­ver Pro­zess, bei dem Tem­pe­ra­tu­ren von 500 Grad Cel­si­us erfor­der­lich sind. Sei­ne ers­te Kon­junk­tur hat­te das Haber-Bosch-Ver­fah­ren im Ers­ten Welt­krieg, als gro­ße Men­gen von Ammo­ni­ak zur Her­stel­lung von Muni­ti­on und Spreng­stoff benö­tigt wur­den. Die Namens­ge­ber des Ver­fah­rens stan­den voll und ganz in deutsch-mili­ta­ris­ti­scher Tra­di­ti­on. Fritz Haber gilt als „Vater des Gas­krie­ges“ im Ers­ten Welt­krieg und der jün­ge­re Carl Bosch war wäh­rend der Nazi­zeit „Wehr­wirt­schafts­füh­rer“, also Spit­zen­funk­tio­när der NS-Kriegs­wirt­schaft. Ähn­lich wie zu ande­ren Anläs­sen – man den­ke an die Atom­in­dus­trie – wur­den nach Kriegs­en­de neue Absatz­märk­ten gesucht. Es begann die Ära des syn­the­ti­schen Dün­gers. Heu­te wird der Mythos gepflegt, dass die Ernäh­rung der Hälf­te der Welt­be­völ­ke­rung von die­sem Dün­ger...

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